Künstlerin Annette Hügel

Blickwinkel ändern

Künstlerin Annette Hügel

Für Hügel ist Kunst die schönste Art, Blickwinkel zu verändern. »Ich will das Sehen schulen, Sehgewohnheiten durchbrechen und neue Wahrnehmung ermöglichen.« Das Sprengen von Grenzen durchzieht auch das künstlerische Schaffen der Rösratherin. In ihrem Atelier befindet sich eine Sammlung von der Bleistiftskizze über Acryl- und Ölmalereien bis hin zum Kunstdruck und Kunstinstallationen. Ein Werk aus ihren Händen ist immer das Ergebnis eines Experimentes, das Zusammenführen von Technik, Handwerk und Zufall. So mischte Hügel in ihren frühen Arbeiten Acryl mit Sand, setzte Wärme und Kälte ein und »war auch mit den Händen im Bild«. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen entdeckte die Künstlerin, dass Kaffee und eine ätzende Eisen-III-Chlorid-Mischung auf dem Papier miteinander reagieren und schuf eine ganze Serie von farblich außergewöhnlichen Radierungen. »Nicht alle Versuche gelingen«, gesteht Hügel lachend und fügt hinzu: »Rotwein und Orangensaft eignen sich nicht.«

Eine ganz besondere Möglichkeit, Blickwinkel zu verändern, sieht Hügel im Kunstdruck. »Als Tauschgeschäft mit einem Künstlerkollegen hatte ich vor ein paar Jahren plötzlich eine Spindelpresse im Atelier stehen«, erinnert sich Hügel an die Geburtsstunde ihrer jüngsten künstlerischen Leidenschaft. In einer Kölner Grafikwerkstatt lernte sie das technische Druckhandwerk, ihr Atelier wurde um eine Tief- und eine Hochdruckpresse erweitert, dann erst begann Hügel mit ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Experimentieren. Vom Packpapier über Bütten- bis hin zum Japanpapier bedruckt Hügel alles, was machbar ist. Sie liebt besondere Effekte wie die »verlorene Platte«, die beispielsweise entstehen, indem sie eine Druckplatte immer wieder bearbeitet und darauf druckt. Auch bei dieser Technik bleibt Hügel Grenzgängerin und wagt ständig Neues – zuletzt den Sprung in die Dreidimensionalität mit der vielschichtigen, hängenden Rauminstallation »Adam und Eva – geteilte Erinnerung« bei der diesjährigen KiR-Ausstellung »Kunst in der Kapelle« in Stephansheide.

Für den »Wert einer guten Flasche Wein« verkauft Hügel ihre Werke, die Begeisterung und ihr kunsthistorisches Wissen gibt es gratis dazu. »Kunst muss man zulassen«, bekräftigt Annette Hügel, »und mit allen Sinnen wahrnehmen.« (Petra Stoll-Hennen)

www.kuenstler-in-roesrath.de
Infos zu den Kursen und Öffnungszeiten des Ateliers: Telefon 02205 896636