125 Jahre Löschgruppe Hoffnungsthal

Feuerwehr Rösrath - Norbert Tillenkamp

125 Jahre Löschgruppe Hoffnungsthal

Nach dem Frühschoppen gibt es mehrere Schauübungen unter Beteiligung der Jugendfeuerwehr. Alle Löschfahrzeuge können aus der Nähe inspiziert werden. Großen Wert legen die Jubilare auf Spaß für die Pänz, die sich auf einer Hüpfburg, beim Bullenreiten oder Goldwaschen austoben können. Die Besten gewinnen einen Tag mit der Feuerwehr und werden natürlich standesgemäß mit dem Feuerwehrauto von zu Hause abgeholt.  

Die Löschgruppe Hoffnungsthal ist die älteste in Rösrath, sie wurde im März 1886 noch unter altem Namen als Feuerwehr Volberg gegründet. Hinter dem Jubiläum steckt eine Truppe aus Männern und Frauen, die über Jahre hinweg freiwillig und selbstlos ihre Freizeit, ihre Kraft, ihren Verstand und immer wieder auch ihr Leben für andere einsetzen – ehren-amtlich, ohne finanzielle Vergütung. Insgesamt zählt die Rösrather Wehr mit den Löschgruppen Hoffnungsthal, Rösrath, Forsbach und Kleineichen 130 Mitglieder, davon gehören 26 zum Team aus Hoffnungsthal und für  viele von ihnen ist es Familientradition, hier zu dienen.

Am Idealismus der Aktiven hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber an den Anforderungen. »Löschen, retten, bergen, schützen« sind die Schlagworte – dahinter verbergen sich Einsätze bei Verkehrsunfällen, Naturkatastrophen, Bränden und Großereignissen.

Zur Jahrhundertwende wurden die Feuerwehrleute noch über radfahrende Hornisten alarmiert, die das Dorf tutend durchquerten, später in den 30er-Jahren wurde auf Sirenenalarm umgestellt. Heute sind Pieper im Einsatz, die im Notfall auch mal durch einen Handyalarm unterstützt werden. Damals rückte der Löschzug Hoffnungsthal mit einem Pumpenwagen, einem Schlauchanhänger, einem Leiterwagen und einer fahrbaren mechanischen Leiter aus. Heute besteht der Fuhrpark aus modernen Tanklöschfahrzeugen mit speziellen Werkzeugen, Mehrzweckautos und einem Rüstwagen im Wert von über 300 000 Euro, der angeschafft werden musste, um den Streckenabschnitt Rösrath-Königsfort auf der A3 ordentlich betreuen zu können. »Ein Feuerwehrmann braucht heute mehr technisches Verständnis, nicht nur für das eigene Rüstzeug, sondern auch im Einsatz, wenn zum Beispiel die Airbags im Auto abgeschaltet werden müssen«, gibt Brandoberinspektor Frank Hegner einen Einblick in die Praxis.

Auch die Zahl der Einsätze ist stark gestiegen. 1887 hatte man es mit einer gänzlich zerstörten Scheune in Durbusch zu tun, 1888 brannte es auf Haus Venauen, 1890 gab es einen großen Einsatz im Gasthaus Hammer, der mit Wasser aus dem Rothenbach gelöscht werden konnte. Den gemeldeten Versicherungsschäden nach kamen in den Anfängen der Freiwilligen Feuerwehr Hoffnungsthal rund 100 Brandeinsätze im Jahr zusammen. Heute sind es doppelt so viele, rund ein Drittel davon Löscheinsätze bei Bränden, meistens aber geht es um Hilfeleistung bei Wasserschäden, Ölspuren, Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen.

Wer sich als Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau in den Dienst der Allgemeinheit stellt, braucht nicht nur eine solide Ausbildung und körperliche Fitness, sondern auch eine seelische Robustheit. Nur ungern erinnert sich Hegner an den schlimmen Unfall 2006, bei dem ein alkoholisierter PKW-Fahrer drei Motorräder »umgemäht hat« und ein junger Mann sterben musste. Gott sei Dank gibt es auch schöne, ja geradezu überraschende Momente: Beim Weltjugendtag 2004 war die Rösrather Feuerwehr mit für einen sicheren Ablauf der Papstmesse zuständig und sorgte am Ende für die reibungslose Geburt eines neuen Erdenbürgers auf dem Marienfeld. Den mit Abstand größten Einsatz fuhr die Feuerwehr 1984 beim Löschen des Brandes der Firma Dahl-Kanal in Rösrath, der über vier Tage dauerte und sämtliche Feuerwehren von Bensberg über Leverkusen erforderte. Jüngster Großeinsatz war der Sturm Kyrill, der 2007 über das Bergische Land hinwegfegte und bis heute seine Spuren hinterlassen hat.    

Kurios war auch die Jahreswende 2000. Weil niemand wusste, ob die Umstellung der Computer und damit zahlreiche automatisierte Abläufe funktionieren, hatte die gesamte Feuerwehr Bereitschaft und feierte das Millennium mit Kind und Kegel im Hoffnungsthaler Feuerwehrhaus.

Bis zum heutigen Tag waren stets genügend Einsatzkräfte zur Stelle. Dennoch steht die Freiwillige Feuerwehr vor der Herausforderung, genügend Nachwuchs über die Jugendfeuerwehren zu rekrutieren, um die vorgeschriebene »Tagesverfügbarkeit an Personal« zu gewährleisten. Von den 130 Mitgliedern ist höchstens die Hälfte kurzfristig erreichbar, 80 Prozent sind Auspendler. »Für zeitkritische Einsätze scheiden die aus«, daraus macht Tillenkamp keinen Hehl.

Über alle gesetzlichen Aufträge hinaus hat sich die Wehr als tragende Säule des Gemeinschaftslebens im Ortsteil Hoffnungsthal erwiesen. Schon kurz nach der Gründung gab es eine Feuerwehrkapelle und auch heute ist der Spielmannszug im Karneval eine feste Größe. Ob als Fackelträger im Rösrather Schützenzug, beim Maibaumsetzen in Kleineichen, als Mitwirkende bei der Waldbeerkirmes in Forsbach oder beim Badewannenrennen in Hoffnungsthal – die Feuerwehrleute engagieren sich auch, wenn’s nicht brennt.

Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen die Rahmenbedingungen durch die Stadt so optimal wie möglich gestaltet werden. Trotz klammer Kassen kommt Rösrath nicht umhin, in die Feuerwehr zu investieren. Ein jüngst erschienenes Gutachten stellt fest, dass vor allem die Wachen erweitert werden müssen, allen voran die Forsbacher, die aus allen Nähten platzt. »Es kann nicht sein, dass die Feuerwehrleute ihr Fahrzeug erst von Schnee und Eis befreien müssen«, bekräftigt Tillenkamp die Forderung. Auch in Hoffnungsthal gibt es Verbesserungsbedarf, denn so manche Gebiete auf den Hoffnungsthaler Bergen sind nicht schnell genug erreichbar.

Eines steht für den Chef der Freiwilligen Feuerwehr fest: Die Stadt muss im eigenen ökonomischen und Sicherheitsinteresse alles tun, um die Feuerwehr so zu erhalten wie sie ist. »Meine Leute fahren sich bei Alarm ihren Kniff aus der Hose« – sagt Tillenkamp und dafür legt er sogar seine Hand ins Feuer. (Petra Stoll-Hennen)