Raus ins Grüne

Wanderung zweiter Teil

Raus ins Grüne

Wir beginnen unsere Tour in der Jahnstraße hinter der Kirche Nikolaus von Tolentino. Vorbei am Reiterhof führt uns der Weg auf der Straße In den Schlämmen über die Brücke, von der wir in die sprudelnde Sülz schauen. Die Sonne zaubert bunte Schatten, als hätten Impressionisten den Augenblick gemalt. An einer Pferdekoppel vorbei steigen wir nach Menzlingen hoch. Die kleine Anstrengung wird mit einem Panoramablick belohnt. Unter uns liegt Rösrath mit seinen beiden Kirchen. Die beherrschende Farbe ist Sattgrün und nicht etwa Betongrau. Es heißt von der Stadt, sie sei das grüne Tor zum Bergischen Land und dem kann man an dieser Stelle kaum widersprechen. In Menzlingen halten wir uns immer links, bis am Ortsausgang eine kleine Gabelung erscheint – wir halten uns rechts und es geht hinunter ins Kupfersiefer Tal zu einem der schönsten Wanderwege im Rösrather Stadtgebiet.

Kupfersiefer Tal. In Jahrtausenden hat sich das Wasser tief ins Erdreich gegraben und eine einzigartige Siefenlandschaft geformt. Seit 2008 steht das Tal unter Naturschutz. Durch die selten gewordenen Auenwälder dringt immer wieder Licht, das magische Reflexe auf Blätter und Gras zeichnet und das Wasser zum Glitzern bringt. Fast wild wirkt die Natur, sich selbst überlassen, ungestört von allem und das so unmittelbar vor den Toren einer Millionenmetropole. Jeglicher Zivilisationslärm verstummt, zu hören sind nur Vögel und eine leichte Brise, die durch die Laubblätter streichelt.

Kupfersiefer Mühle. Es gibt ihn in Rösrath, den in der Dichtung beschworenen »Locus amoenus« – den lieblichen Ort mit seinen Anklängen ans verlorene Paradies. Und wir sind mittendrin. Die Requisiten: ein munter plätschernder Bach, Wiesen und Schatten spendende alte Bäume und ein altes Gemäuer mit Geschichte. Die Kupfersiefer Mühle – erstmals urkundlich erwähnt im 15. Jahrhundert. Einst gingen Kornbrenner und Getreidemüller hier ihrem Tagewerk nach, heute ist das liebevoll restaurierte Ensemble mit dem gut erhaltenen Mühlrad eine Event- und Tagungslocation, bestens geführt von Heike und Christian Jedinat. Jeden Sonntag von 13 bis 20 Uhr, von Mai bis Oktober, kann sich der müde Wanderer oder Radfahrer unter der großen Kastanie auf dem Vorplatz der Mühle ausruhen und kulinarisch wie getränkemäßig stärken – ein Biergarten mit romantischem Ambiente.

Froschbushaltestelle. Ade du schöner Ort. Wir müssen nach Kleinbliersbach, stoppen aber gleich an der Froschbushaltestelle – obwohl hier gar keine Frösche sind. Dahinter verbergen sich mehrere Teiche, die für die Wasserbewohner als Lebensraum zurückgewonnen wurden. Scheint gut anzukommen, die nasse Bleibe. Denn es quakt von allen Ecken und Enden. Blicken lassen sich die Frösche allerdings nicht, dafür beobachtet uns später ein gelangweiltes Pferd bei unserem kleinen Aufstieg nach Kleinbliersbach. 

HofferHof. Unser Blick kann jetzt weit ausholen über die Ackerflächen. Wir riskieren einen Abstecher zum Hofferhof, der an die 660 Jahre alt ist. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist die Kornbrennerei Hoffer Alter, 1880 gegründet und noch heute im Familienbesitz der Müllenbachs. Eine andere Familienlinie der Müllenbachs betreibt hier einen der letzten landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe. Doch wer jetzt hier rastet, der rostet und so geht es jetzt über die sommerliche Schneekaule nach ...

Lüghausen. Der Lüser Berg ruft, auf geht’s nach Oberlüghausen.  Für Abwechslung am Wegesrand sorgen die Lüser Pfahlbrombeere, jede Menge Schwarzbunte, ein Fernmeldeturm und der Lüser Wetterstein. Die Lüser Pfahlbrombeere, so unterrichtet uns per Inschrift der Heimatverein, wurde »von einem geflügelten Scheißer im Jahr 2000 zielsicher gesät«. Was die schwarzbunten Kühe, die sich gemächlich wiederkäuend unserer Fotoattacke entziehen, nicht zu interessieren scheint. Unübersehbar vor uns steht der alte Fernmeldeturm, der in Zeiten, als es noch keine Satelliten gab, die belgischen Programme für die belgische Schule in Venauen umleitete. Der Sendemast ist heute für Fernseh- und Handyempfang  wichtig. Einen Steinwurf vom Turm entfernt genießen wir den prächtigen Blick auf die Kölner Bucht. Zeit zum Verweilen und die Gelegenheit, der Aufforderung des Lüser Wettersteins nachzukommen: »Es gibt nicht nur Sonnenschein, lies den Lüser Wetterstein.« Bei uns ist der Stein eindeutig warm und trocken, also kein Regen und viel Sonne – wäre uns ohne Anleitung so nicht aufgefallen.  Durch einen von Wiesen und Bäumen gesäumten Hohlweg steigen wir von den Höhen wieder nach Rösrath hinab. Noch einmal die Fernsicht Richtung Köln und die Aussicht auf die Sülzstadt. Bald queren wir wieder die Brücke und stehen da, wo wir vor rund zwei Stunden begonnen haben – aber ein wenig klüger als zuvor. (Sigrun Stroncik)