Kunstvolles Spiel mit Raum und Licht

Künstlerin Antje Schlenker-Kortum

Kunstvolles Spiel mit Raum und Licht

Dutzende Gipsfiguren, allesamt aus einem bewusst fragmentarisch gestalteten Prototyp gegossen, insze­niert in vier »Generationen«, werfen riesige Schatten an die Wände, verschmelzen mit dem Schatten des Besuchers und lassen diesen so zu einem Teil des gesamten Kunstwerks werden. »Der Betrachter macht die Kunst« nennt die diplomierte Bilden­de Künstlerin – angelehnt an den Kunstbegriff Marcel Duchamps – ihre konzeptionelle Arbeit treffend, die sie bis heute in unterschiedlichsten Kontexten und Räumen variiert und weiterentwickelt. So installierte sie zuletzt sechs Gipsfiguren auf einem Sockel in der Pulheimer Abtei Brauweiler im Dialog mit einem holzgerahmten Spiegel, in Rösrath lässt sie die Gruppe auf zwei Dokumentationsfotos der Dresdener Ausstellung blicken, sie so mit sich selbst interagieren und gewinnt damit den Publikumspreis der Rösrather Künstlerausstellung 2016 im Werkstattgebäude vom Schloss Eulenbroich.

»Ich baue oft Modelle, um mir Konstanten und Variablen einer Rauminstallation vorstellen zu können«, erzählt Schlenker-Kortum, die seit 2015 mit Mann und Kind in Rösrath lebt. Sie liebt das spielerische Herangehen, »denn es hilft, den für mich wichtigen interaktiven Aspekt zu konzipieren«. Mit Freude und auch ein bisschen Stolz beobachtet sie in Dresden, Pulheim oder Rösrath Momente, in denen Besucher eigene Schattenspiele mit den Figuren veranstalten, spontane Performances passieren, kleine Philosophien ausgetauscht werden und der Betrach­ter ganz in ihrem Sinne »Kunst macht«.

Schlenker-Kortum, geboren in Freiburg in Sachsen-Anhalt, hat sich in ihrer Ausbildung intensiv mit der Wirkung von Perspektive und dem Wechselspiel von Licht und Raum befasst. Sie studierte zunächst Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, dann Medienkunst mit Ausrichtung auf Konzeptkunst. »Die Möglichkeit, sowohl handwerklich mit unterschiedlichsten Materialien als auch mit Elementen wie Text, Grafik, Fotografie, Video sowie Raum und Licht zu arbeiten, war befreiend und hat mein Kunstverständnis geprägt«, resümiert Schlenker-Kortum. Der erweiterte Kunstbe­griff spiegelt sich auch im Schaffenswerk der Künstlerin wider, die auch Auftragsarbeiten übernimmt. So hat sie mit Studienkolle­gen ein T-Shirt-Label mit Texten entworfen, für die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig den Prototyp eines Pferdetorsos als Trainingsmodell zur Venenpunktion am Pferd konstruiert oder aus Draht einen flächigen, »lesenden Philosophen« geschaffen, der je nach Raum und Licht neue Wirkung entfaltet.

»Ich bin ein Kopfmensch und liebe den Dialog«, verrät die Künstlerin, »nur so entstehen neue Ideen durch Begegnungen mit spannenden Menschen und Räumen.« (Petra Stoll-Hennen)

Info. www.art-slash.net