Erster Weltkrieg in Rösrath

Schülerprojekt

Erster Weltkrieg in Rösrath

Ausgelöst durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajevo, sind am Ende drei Viertel der Weltbevölkerung in den Krieg verwickelt. Mehr als 17 Millionen Menschen sterben bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918.

Das Grauen liegt nun fast 100 Jahre zurück und ist für junge Menschen meist »sehr weit weg«. Geschichte nahbar zu machen war deshalb das Ziel eines Projektkurses am Rösrather Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. 18 Jugendliche sammelten Feldpostbriefe, Tagebü­cher, Zeitungsartikel sowie Fotos aus der Region und besuchten Kriegsdenkmäler in Forsbach, Hoffnungsthal, Rösrath, Overath und Bergisch Gladbach. Ihre Ergeb­nisse stellen sie nun vom 5. bis 7. Juli im Gymnasium aus, eine Wiederholung folgt am Tag der offenen Tür.

»Der persönliche Blickwinkel, eigene Nachforschungen und die Diskussion darüber machen die Geschichte erlebbar«, erklärt Kursleiter Christian Weiß. »Durch den Bezug zu Rösrath wird das Leben im Krieg viel besser vermittelt als trocken aus dem Schulbuch«, bestätigt Jonathan Moritz unter Zustimmung der Kursteilnehmer. Die Schüler haben nach intensiver Recherche in Archiven und Medienaufrufen zahlreiche Postkartenoriginale zusammengetragen. »Kitschig und realitätsfremd« empfindet Julia Jahn das wieder­kehrende Motiv eines jungen Mädchens, das mitten im Grünen ihren uniformierten Bräutigam mit Pickelhaube anhimmelt. Die kriegsverherrlichenden Karten wurden oft von Frauen verschickt. »In den Texten geht es meist darum, die Verbundenheit und Sorge um den anderen auszudrücken«, berichtet Meike Thiede. Ob sich das »Heroische« der Postkarten bis zum Kriegsende hält, ist eine der Fragen, die im Kurs noch geklärt werden, denn die meisten Schriftstücke müssen noch übersetzt werden. »Sütterlin und handgeschrieben, eine echte Herausforderung«, weiß auch der Geschichtslehrer. Ist es geschafft, kann man aus den Dokumenten nicht nur Fakten wie Hunger, Hamsterei, steigende Preise und eine wachsende Sehn­sucht nach dem Kriegsende entziffern, sondern auch das ein oder andere persönliche Geheimnis lüften. »Ein Soldat hat parallel an zwei Frauen geschrieben, vermutlich eine »feste« und eine »beste« Freundin, hat Jana Kutter herausgefunden. Was genau es damit auf sich hat wird sich wohl nie klären lassen.

Fest steht jedoch, dass viele Männer aus der Region in den Schlachten von Verdun und an der Somme im Sommer 1916 ums Leben kamen. »Die Rösrather waren so deprimiert, dass sie 1917 kein Silvester feierten«, erzählen die Schüler. Sie beleuchten nicht nur die nationalistische und terrorisierende Seite des Krieges, sondern auch die Aspekte Religion und Trauer. So lernen sie wichtige historische Zusammenhänge und schaffen mit der Ausstellung selbst ein Dokument der Zeitgeschichte, das sie gerne mit interessierten Bürgern teilen. (Petra Stoll-Hennen)

INFO. Die Ausstellung im Raum 111 des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums ist für Besucher geöffnet:
Mittwoch, 5. Juli, von 8 bis 13 Uhr
Donnerstag, 6. Juli, von 8 bis 13 Uhr
Freitag, 7. Juli, von 8 bis 13 Uhr