Saint Aygulf

Geheimtipp an der Côte d’Azur

Saint Aygulf

Und immer wieder faszinierend: das besondere Licht der blauen Küste. »Am Mittelmeer vereinigen sich Provence und Côte d’Azur. Und da ist meine Heimat«, erzählt eine stolze Nathalie. Ich hatte die ältere Dame auf dem Nachtmarkt von Saint Aygulf kennenge­lernt, als wir gemeinsam eine Partie Boule beobachteten. Nun sitzen wir auf der Terrasse des Fischrestaurants »La Galiote« am kleinen Hafen. Bei Dorade Royale genießen wir den Blick über die Bucht auf die nahen Städte Fréjus und Saint-Raphaël.

Vor mehr als siebzig Jahren ist Nathalie hier zur Welt gekommen. Heute vermietet sie ihr Elternhaus an Touristen, sie selbst kommt im Juni zum Baden im kristallklaren Wasser. Ansonsten lebt sie im Westen der Provence an den schattigen Hängen des Luberon.

Doch Saint Aygulf zieht sie weiterhin magisch an, wie Nathalie bei einem Gläschen Roséwein betont. Derweil bevölkern noch immer Badehungrige den Strand, und Flaneure studieren auf der Promenade Speisekarten. Im Hochsommer ist ohne Reservierung kaum ein Tisch zu ergattern.

Saint Aygulf besticht durch seine bezaubernde Lage an den Ausläufern des grünen Massifs des Maures und dem roten Estérel-Gebirge im Département Var. Oben bieten Wander- und Radwege eine atemberaubende Aussicht auf den Ferienort mit seinen ockerfarbenen Hausfassaden. Vor allem Familien schätzen bei rund 300 Sonnentagen im Jahr den feinen und drei Kilometer langen Sandstrand. Auch Wassersportbegeisterte kommen auf ihre Kosten.

Palmen, Pinien und Mimosen säumen den Strand, der hinter dem Jachthafen in die »wilde Küste« übergeht. In den dort versteckten Buchten, Calanques genannt, sind die Lieblings-Badeplätze von Nathalie. Der Küstenwanderweg der Zöllner verbindet die Buchten miteinander. Er führt vorbei am botanischen Aréca Park mit seinem Eichenhain. Einzigartig ist das Naturschutzgebiet »Les étangs de Villepey«, das mehr als 200 Vogelarten Heimat bietet, darunter Flamingos.

Saint Aygulf gehört zum römischen Fréjus mit seiner sehenswerten Altstadt und den Ruinen des Amphitheaters. Auch der lagunenartige Port ist ein Besuch wert. Um das Hafenbecken bilden Geschäfte, Bars und Restaurants die Kulisse für das Treiben der Freizeitschiffer. Für Kinder bietet das Erlebnisbad Aqualand willkommene Abwechselung.

Saint Aygulf sei aber auch ideal für Ausflüge, sagt Nathalie. So liege der Ort zwischen zwei berühmten Perlen der Côte d’Azur. Im Osten das mondäne Cannes mit seiner berühmten Promenade La Croisette, im Westen das glamouröse und nur 30 Kilometer entfernte Hafenstädtchen Saint-Tropez. Im Sommer kann die Fahrt in die Luxus-Metropole über verstopfte Straßen schon mal Stunden dauern. Wer dennoch einen Blick auf die Superjachten erha­schen will, dem empfiehlt Nathalie den Seeweg. Im Hafen legen den ganzen Tag über Boote nach Saint-Tropez ab.

Wir sind beim Dessert und einer Crème brûlée angelangt. Die würzige Mittelmeerluft inspiriert Nathalie zu weiteren Tipps, locke doch im Hinterland die historische Parfümstadt Grasse. Dort kreieren mehrere Fabriken duftende Essenzen. Besucher werden mit verführerischen Parfümwolken umnebelt und so zum Einkauf motiviert. Die Fahrt dorthin lässt sich mit der Besichtigung des Grand Canyon du Verdon kombinieren. Die Panoramastraße entlang der 700 Meter tiefen Schlucht bietet eindrucksvolle Ausblicke.

Die Sonne ist mittlerweile untergegangen. Am anderen Ende der Bucht leuchten Signalfeuer. Zeit, Abschied zu nehmen von der Provencalin Nathalie, die mir den charmanten, familiären und vor allem bezahlbaren Ferienort Saint Aygulf so anschaulich nahegebracht hat. (Arnulf Böttcher)

Info. www.normandie-urlaub.com