Holger Hardt

Irische Folkmusik im Rheinland

Holger Hardt

»Es hat mich bei meinem ersten Urlaub in Irland gepackt«, erzählt Hardt, »als ich die Whistlespieler in den Kneipen erlebt habe, wusste ich, das ist meine Musik.«

Die lebendige Livemusikkultur, ehrlich, schwungvoll, fröhlich, aber auch zur Melodramatik fähig, erinnerte den als Chorleiter und Keyboarder engagierten Lehrer sofort an die geliebte Kölsche Mundart. »Tatsächlich haben eine Menge Kölsche Lieder wie beispielsweise ›Minsche wie mir‹ von den Höhnern ihren Ursprung in irischen Melodien«, verrät Hardt. Mit einer neu entbrannten Leidenschaft und dem Gefühl der Seelenverwandtschaft im Herzen machte er sich auf den Heimweg, kaufte seine erste irische Flöte, brachte sich das Spielen der Tin Whistle autodidaktisch und in Workshops bei und suchte Mitstreiter für das »Abenteuer irische Folkmusik im Rheinland«. Heute hat Séamus fünf Bandmitglieder. Neben Hardt, der als Multi-Instrumentalist nicht nur unterschiedlichste Flöten beherrscht, sondern auch Akkordeon, Gitarre, Klavier und irischen Dudelsack spielt, gehören zur Band Werner Riehe (Gesang), Birte Aurisch (Flöte, Whistle, Gesang), Mechthild Dickmann (Gesang, Percussions) und Berufsmusiker Alexander Badiarov (Gitarre). Immer mit dabei ist auch Maskottchen Shannon Mc Curl, das weiße Schaf, »das von seinem tristen Dasein in einem Baumarkt befreit werden musste«, erzählt Hardt lachend.

Geprobt wird alle zwei Wochen, »jeder im Team bringt neue Ideen, Titel und Interpretationen mit ein«, betont der Kopf der Band. Das Repertoire umfasst inzwischen rund 70 schwungvolle Songs, gefühlsbe­tonte Balladen und Weihnachts­lieder. Hardt liebt die direkte Kommunikation mit dem Publikum und streut von Zeit zu Zeit auch gerne Geschichten und »Dönekens« ein, dazu begleiten stimmungsvolle Bildprojektionen das Programm.

Schon der »kleine Holger« war begeisterter Musiker, lernte Klavier und Blockflöte, engagierte sich als Organist und studierte schließlich Musikwissenschaften und Lehramt. Mit dem Eintauchen in die irische Folkmusik hat sich eine »ganz neue Welt aufgetan«, begeistert sich der Vollblutmusiker noch immer. »Es gibt eine riesige historische Szene mit mündlich tradierten Tunes und daneben angesagte Bands und Songwriter wie Ed Sheeran, Sting oder Enya, die mit irischen Melodien arbeiten.« Keltische Tunes zu finden ist für ihn wie eine Schatzsuche, mal mit Koffer im Land, mal in der Suchdatenbank am heimischen Computer. Zur »Beute« gehören inzwischen auch unzählige Flöten, mindestens 60 Whistles umfasst die stattliche Sammlung zu Hause. »Für ein Konzert habe ich in der Regel acht dabei«, erzählt der Bandleader. Rund zwölf Auftritte pro Jahr sind fest im Kalender der Musiker eingeplant, die nächste Kostprobe geben Séamus am 31. Oktober im Harlekin in Troisdorf, am 15. Dezember treten sie mit Celtic Christmas traditionell in der stimmungsvollen Kapelle Stephansheide in Rösrath auf. (Petra Stoll-Hennen)

Info. www.seamus-folk.de