Haus Steg

Historische Gebäude

Haus Steg

Vom Haus Steeg ist die Rede, einem der ältesten Gebäude im Bergischen. 1578 wurde es mit Deckenhöhen von gut drei Metern und ausschließlich vertikalen und horizontalen Balken errichtet.  Im Band des Geschichtsvereins »Herrschaft der Höfe« wird ihm ein langes Kapitel gewidmet und doch birgt es immer noch Geheimnisse. Warum so hohe Decken (damals unüblich) und wer hat es erbaut? Man weiß es nicht.

Völlig klar dagegen ist, wer heute darin wohnt. Linda und Horst Schmalstieg leben hier seit 1964, erst zur Miete, danach als Eigentümer. Sie haben das Haus aufwändig restauriert. »Ich hatte schon immer ein Faible für alte Häuser und als ich es sah, habe ich gedacht, das könnte es sein«, erinnert sich Linda Schmalstieg an das Gefühl beim Anblick ihrer späteren Passion. Ihrem Mann hätte wohl ein moderner Bungalow genügt. Denn damals, als die Schmalstiegs das Haus erwarben, gab es wenig Erfahrung mit dem Restaurieren historischer Bausubstanz. Liebhaber fanden sich dafür schon mal gar nicht und Hilfe erhielten die Schmalstiegs noch weniger.

Das Gegenteil war der Fall. Der Konservator in Bonn war weit weg. Und der Denkmalbehörde haben sie die ungeliebten 48 Fenster zu verdanken, jedes nur ein Fach groß, sonst wäre der Bau nicht weitergegangen. Um das alte Gebäude, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu vier Familien hausten, wieder  wohnlich zu machen, wurde es völlig entkernt, Wände wurden gezogen, Badezimmer eingebaut, die Küche verlegt. Doch noch immer führt eine steile Treppe aus 400 Jahre altem Eichenholz auf den zweistöckigen Dachboden, wo einst die Räucherkammer war. Und der schöne Gewölbekeller hält noch immer konstant 18 Grad, auch so eine bauliche Eigenart des Hauses, die staunend macht. Im Gebäude knarrt und ächzt es bisweilen. »Man sagt, die Holzbalken speichern Stimmen«, sagt Linda Schmalstieg.

Vielleicht flüstern sie ja aus den vergangenen Jahrhunderten herüber, die vier Generationen der Familie Gammersbach, die auf dem Steegerhof, wie er damals hieß, gearbeitet haben. Oder vom ersten Rösrather Bürgermeister Franz Wilhelm Gammersbach, der Anfang des 19. Jahrhunderts in dem prächtigen Fachwerkbau seinen Amtssitz hatte. 1813 wurde er von bergischen Aufständischen überfallen. Sie vernichteten damals alle Personenstandsakten, um die Aushebung weiterer Rekruten durch die französischen Besatzer zu verhindern.
Zu all den Geschichten, die das Haus Steeg erlebte, haben Linda und Horst Schmalstieg ihre eigene hinzugefügt.

Die Arbeit für das alte Schätzchen bleibt. »Mit diesem Haus ist es wie in einer Liebesbeziehung, nach dem Motto ‚ sie küssten und sie schlugen sich«, erklärt Linda Schmalstieg und lässt keinen Zweifel daran, dass sie sich trotz aller Anstrengungen immer wieder für Haus Steeg entschieden hätte. (Sigrun Stroncik)