Ma-La und Roland Krämer

Menschen in Rösrath

Ma-La und Roland Krämer

Das Haus und seine Nebengebäude sind chaotische Wunderkammern. In der Werkstatt stehen Roland Krämers polierte Metallzäune – Kundenaufträge. Seit dem 14. Lebensjahr arbeitet der Rösrather als Schmied, macht aus dem harten Eisen eine weiche Masse, die unter seinen Händen filigrane Strukturen erhält. Kunstschmied, das ist der Brotberuf des »Schulverweigerers«, wie er von sich selbst sagt. In der Kunst dagegen arbeitet er hauptsächlich zweidimensional – schafft Bilder, die wiederum Einfluss auf seine Schmiedearbeiten haben in ihrer ungeplanten Absichtslosigkeit.

Im Wohnzimmer stehen Ma-Las neueste Arbeiten. Styropor-Köpfe beklebt mit Kaffeebohnen, Kandiszucker, Rosinen oder Gummibärchen. Mit der Zeit verlieren sie – den Menschen dabei nicht unähnlich – ihre Feuchtigkeit, schrumpeln und wirken dann auf fast gruselige Weise präsent.

Seit über 18 Jahren leben Ma-La und Roland Krämer zusammen. Ihre gemeinsame Leidenschaft ist die Kunst, doch sich gegenseitig in ihre Arbeiten hineinzureden, auf diese Idee würden sie niemals kommen. »Kunst ist wie Religion, einfach unergründlich«, meint Roland Krämer. Schon deshalb würde er sich das nicht anmaßen. Ihre Kunstwelten sind verschieden, sagt Ma-La, die in Polen geboren wurde, dort auch aus politischen Gründen weggegangen ist und der Liebe wegen in Rösrath blieb. Was sie in der Kunst eint, ist das Intuitive, mit denen beide ihre Werke schaffen. Ma-La Krämers bevorzugtes Material ist dabei das Holz, das sie entweder selber findet oder ihr zugetragen wird. »Das Material findet mich«, sagt sie und sie findet heraus, wonach das Material strebt, welche Idee sich in ihm materialisieren will. Die rohen Hölzer bearbeitet Ma-La Krämer, bis sie eine eigene Oberflächenstruktur aufweisen, und gibt ihnen meist menschliche Gestalt. Während die Arbeit an der Kunst bisweilen eine einsame ist, die Ruhe braucht, geht es im Leben der Krämers ansonsten lebhaft zu. Sie führen ein offenes Haus. »Das schützt vor Langeweile«, lacht Ma-La. Hier finden Ausstellungen statt (einmal im Jahr beispielsweise Kunst in der Schmiede) und jeden dritten Sonntag im Monat gibt es ein offenes Treffen der Kreativen mit wechselnden Programmen, mit Musik, Kabarett, Kunst und Theater. Neugierige Besucher gibt es dabei jede Menge, auch Familien mit Kindern – die Hemmschwelle ist eben geringer als in einer Galerie oder einem Museum, und alles zudem noch kostenlos.

Auch Kinder und Jugendliche sind im Haus der Krämers willkommen. Einmal wöchentlich fördert Ma-La das kreative Potenzial von Heranwachsenden im »Club des jungen Künstlers«. Viele sprudelnde Ideen, viel künstlerische Arbeit gibt es neben dem Alltag, der auch noch bewältigt werden muss. Auch die 17-jährige Tochter braucht noch Betreuung. Sie ist der ganze Stolz ihrer Eltern. Denn in ihr zeigt sich schon jetzt eine außerordentliche künstlerische Begabung. Kreativitätsfördernde Anregung gibt es ja genug im Haus von Ma-La und Roland Krämer. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Ma-La und Roland Krämer

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Roland Krämer: Mir gefällt, dass Rösrath an einer Bahnlinie liegt. Man ist mit einem Bein in der Natur und mit einem Bein in Köln.
Ma-La Krämer: Rösrath verändert sich dauernd, befindet sich durch die vielen Zugezogenen im Umbruch, das ist ungeheuer spannend und gefällt mir an der Stadt.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ma-La und Roland Krämer unisono: Wir würden gerne den Fluglärm reduzieren. Wenn so gegen 3 Uhr die Flieger über uns hinwegdonnern, glaubt man, die Welt geht unter.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Ma-La Krämer: Mein Lieblingsplatz ist das Freibad in Hoffnungsthal. In dieser Saison war ich nur an drei der Öffnungstage nicht dort schwimmen. Mein Lob gilt dem Haus und dem Team.