Biene sein ist kein Honigschlecken

Günter Käding

Biene sein ist kein Honigschlecken

Was bienenfleißig im wörtlichen Sinne bedeutet, macht der Rösrather Günter Käding deutlich: »Ein Bienenvolk muss einen ganzen Tag lang schuften, um ein halbes Kilo Honig zu produzieren«, erzählt er und fügt hinzu: »Da sind 20 000 bis 40 000 Bienen am Werk.« Er selbst imkert seit über 30 Jahren und kann sich keinen anderen Honig auf seinem Brötchen vorstellen als den eigenen. Im Moment hat er 15 Völker, »das ist nicht viel.« Je mehr er über das Arbeiten und Leben der europäischen Honigbiene gelernt hat, desto größer wurde sein Respekt vor dem Tier. »Honigbienen sind hochsoziale Wesen, die ein bis zur Perfektion ausgeklügeltes Kommunikationssystem pflegen und präziser als ein GPS-System durch die Natur navigieren«, schwärmt der rüstige Rentner.

In Deutschland gibt es rund 500 Bienenarten, doch nur die Honigbiene bildet Völker – alle anderen Bienen leben »solitär«. Im Bienenstock, auch »Bienenbeute« genannt, hat alles seine strenge Ordnung: Es gibt nur eine Königin, die rund vier Jahre leben und in der Brutzeit pro Tag bis zu 2000 Eier legen kann. Das Bienenvolk sorgt im Stock für absolute Hygiene, wehrt Feinde ab und organisiert die Arbeit generalstabsmäßig.

Mit Sorge erfüllt Käding, dass es zu wenig Nachwuchs an jungen Imkern gibt – in Rösrath gibt es noch »drei Hände voll« und das Durchschnittsalter liegt nach seiner Schätzung weit über 60. Imker ist ein Handwerksberuf, der aber kaum noch erlernt wird. Über 80 Prozent aller Bienenvölker stehen bei Hobby-Imkern. Hinzu kommt, dass der Bestand an Bienen in ganz Deutschland zurückgeht. »Der Mensch macht den Bienen das Leben schwer«, beklagt Käding, »und schadet sich damit selbst.« Denn es geht nicht nur um den süßen Brotaufstrich oder das hochwertige Bienenwachs. Nach Rind und Schwein ist die Biene das drittwichtigste Nutztier in Deutschland. Von ihrer Bestäubung sind 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen abhängig. »Wenn die Blüten nicht durch Honigbienen bestäubt werden, gibt es keine Kirschen, Birnen, Äpfel und Pflaumen mehr«, bringt es Käding auf den Punkt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt den ökonomischen Wert der Bienenarbeit gar auf zwei Milliarden Euro jährlich.

Die Biene und andere Nutztiere brauchen zum Überleben Gärten, in denen einheimische Gehölze und Pflanzen gedeihen, auch Obstwiesen und Mischwälder. Flurbereinigte Landschaften, überdüngte Felder und Monokulturen erschweren den Insekten das Sammeln von Pollen. Hinzu kommen Umwelteinflüsse und die sich immer weiter verbreitende Varroa-Milbe, die über wilde asiatische Bienenvölker nach Europa eingeschleppt wurde. »Es gibt praktisch kein Bienenvolk im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis, das nicht von dieser Milbe befallen ist«, bestätigt der Rösrather Bienenzüchter. Der Parasit vermehrt sich in der Brut und wird mithilfe von unschädlicher Ameisensäure bekämpft. Je kräftiger und größer ein Volk ist, desto besser kann es damit fertigwerden.

Käding selbst hofft, dass sich wieder mehr Menschen für die Bienenzucht begeistern und seine brummenden Schützlinge den Winter gut überstehen. Damit auf seinem Brötchen auch 2011 nur der eigene Honig glänzt. (Petra Stoll-Hennen)

Infos. Bienenzuchtverein Rösrath, Hofferhof 49
www.bienenzuchtverein-overath.de
www.kreisimkerverband.de