Musik unter dem Dach der Kirche

»Kultur ist der Spielraum der Freiheit«, meinte einst der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Gehegt und gepflegt wird besagter Spielraum der Freiheit  von der evangelischen Kirchengemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath – vor allem im Bereich der Musik. Mit ihrem Engagement prägt sie die kulturelle Gegenwart Rösraths entscheidend mit. So hat sich unter der Leitung von Doris Röskenbleck während der letzten zwanzig Jahre ein etabliertes Konzertprogramm mit ansehnlichen Zuhörerzahlen entwickelt. Die meisten Konzerte haben freien Eintritt, denn es sollen »auch Menschen mit wenig Geld in den Genuss guter Musikveranstaltungen kommen« ist das Konzept der Kantorin. Noch viel bedeutsamer ist für sie allerdings die kontinuierliche kulturelle Basisarbeit, die sich nicht allein auf Gemeindemitglieder erstreckt. Röskenbleck betreut 230 Pänz im Kinderchor, 70 Mitglieder im Jugendchor sowie 140 Erwachsene im Kirchen- und Gospelchor.

Das gemeinsame Musizieren und Singen, vor allem mit den Kindern und Jugendlichen, ist für sie Bildungs- und Sozialarbeit in einem. In Zeiten, in denen sich die Kommunen wegen ihrer prekären Finanzlage immer mehr aus der kulturellen Daseinsvorsoge zurückziehen, finde sie es schön, dass die Gemeinde sich das leiste, eine Kantorin zu finanzieren, die sich Vollzeit dieser Arbeit widmen kann. Dabei werden die musikalisch aktiven Gemeindemitglieder in die Konzertprogramme integriert. Erst Ende Februar hatte der Jugendchor »Together« in der Versöhnungskirche Rösrath seinen großen Auftritt beim Musical »Pictures«, das von der ersten Idee bis zur Umsetzung von den Chormitgliedern und Doris Röskenbleck gemeinsam erarbeitet wurde. Der Gospelchor wirkt gleich bei zwei Konzerten unter dem Titel »Sounds like heaven« mit. Am Samstag, den 24. April in der Volberger Kirche und Sonntag, den 25. April in der Versöhnungskirche.

Auch die Profis haben ihre Plattform. So  präsentiert die evangelische Kirche wieder Künstler, die in Rösrath leben, beispielsweise das Musikerehepaar Halász. Die aus Brasilien stammende Pianistin und Cembalistin Debora Halász und ihr Mann Franz, der als Professor für Gitarre in Nürnberg tätig ist, wohnen schon lange in Hoffnungsthal, haben aber am Sonntag, den 9. Mai,  in Volberg erstmals einen Auftritt in ihrem Heimatort mit Werken von Bach, Corelli, Ponce und anderen.  Auch Jazz hat seinen Platz. Das Trio Lemke-Nendza-Hillmann wird am 14. März in der Versöhnungskirche ein »Spielfeld für Spezialitäten« im Bereich Percussions ausbreiten. Höhepunkt des ersten Halbjahres ist am 26. Juni die 8. Rösrather Orgelnacht in Volberg.

Für das zweite Halbjahr sind fünf weitere Konzerte geplant. Herauszuheben sind das Kammerkonzert in der Forsbacher Christuskirche mit Bernd (Piano) und Roland Kämmerling (Flügelhorn) sowie das große Weihnachtskonzert am 19. Dezember als Abschluss des Jahres. Die Profimusiker spielen gerne in den drei Kirchen, deren nette Atmosphäre sich herumgesprochen hat, genauso wie die faire Bezahlung sowie die liebevolle Betreuung mit anschließender Konzertsuppe bei Röskenblecks zu Hause. Auch die VR-Bank Bergisch Gladbach-Overath-Rösrath ist von dem Konzertkonzept angetan und fungiert weiter als Sponsor. Darüber ist Doris Röskenbleck mehr als froh. »Denn für kontinuierliche Kulturarbeit ist es viel schwerer, Geldgeber zu finden, als für einzelne Events«, sagt sie. Dafür dürfte die Kulturarbeit der evangelischen Gemeinde aber wohl auch länger wirken als Einzelveranstaltungen mit ihrer kurzen Halbwertzeit. (Sigrun Stroncik)