Marcus Mombauer stellt »Für 'ne Moment« vor

Rösrath liest

Marcus Mombauer stellt »Für 'ne Moment« vor

»Lesen, Lesen, Lesen«, sagt Rösraths erster Bürger, das gehöre zu seiner täglichen Arbeit. Aber klar, damit meint er weder Romane noch Sachbücher, sondern unter anderem Ratsvorlagen, umfangreiche, schmale, eilige, umstrittene – sie gilt es durchzuackern, bevor er seine Unterschrift drunter­setzt. Privat liest Mombauer auch, meistens am Wochenende. Dann am liebsten auf einer Gartenliege in der Spätnachmittagssonne – so kann er sich gut dem Schmökern hingeben. »Ich will mich durchaus bilden beim Lesen«, ergänzt er, weshalb er Sach- und Geschichtsbücher bevorzugt. Seine ersten Lese-Erfahrungen hat er als Grundschüler aber mit Mickey Mouse gemacht und mit Krimis. Die hat der Bürgermeister heute noch gern.

Doch im Moment beschäftigt er sich mit der Autobiografie von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken »Für ‘ne Moment«. »Die Lieder von BAP gehören zum Sound meiner Jugend«, sagt der heute 45-Jährige. Als die Band 1979 im Bensberger Otto-Hahn-Gymnasium auftrat, war er als Teenager im Publikum und von da an von BAP begeistert. Mit der eigenen Band spielte Mombauer die Songs nach. Dass die BAP-Lieder sehr vom Leben Wolfgang Niedeckens geprägt sind, sei ihm beim Lesen noch mal bewusst geworden. »Ich bin Niedecken ein paar Mal backstage begegnet, nach den Konzerten. Es ging sehr familiär zu und er selbst ist ein Mensch ohne Allüren.« So sei auch seine Autobiografie. »Nachvollziehbar und ohne Eitelkeiten erzählt Niedecken sein Leben. Beeindruckt haben mich dabei die Kapitel über Niedeckens Kindheit im Nachkriegsköln und sein Leben im katholischen Internat.« Er beschreibe diese 800 Meter Grenze um das Elternhaus, wo er sich aufgehalten habe und er noch zwischen den Ruinen spielen musste. Und den Kampf seiner Eltern, die einen Gemüseladen in der Südstadt hatten, gegen die aufkommenden Supermärkte. Man erlebe ein Stück Zeitgeschichte, aber auch das Leben eines Mannes, der Kunst und Musik, diese beiden Leidenschaften, auslebt, ohne sich zu verbiegen. »Betroffen machte mich die Schilderung Niedeckens von seiner Zeit im katholischen Internat«, so der Rathauschef. Die schlimmen Dinge, die ihm dort widerfuhren, über die könne man wenigstens heute offen sprechen.

»Niedeckens Buch ist gut zu lesen und sehr unterhaltsam, dazu noch gut bebildert.« Ein Genuss für jene, die sich für das Leben eines Menschen interessieren, der aus einfachen Verhältnissen kommend, sich auch im Erfolg immer treu geblieben ist. Ein Zitat sei ihm besonders haften geblieben, sagt Marcus Mombauer zum Schluss: »M’r kann ne Esel bis an et Wasser bringe, ävver zum Drinke zwinge kann man en nit.« Das sagte der Vater Josef Niedecken immer zu seinem Sohn. Ein Satz, der sich kaum widerlegen lässt. (Sigrun Stroncik)