Unterwegs mit dem Rad

Tour de KLU

Unterwegs mit dem Rad

Die Routenkarte »Entdecken und Erleben an Agger und Sülz«, die uns der Rheinisch-Bergische Kreis auf Anfrage zugeschickt hat, im Gepäck, schwingen wir uns aufs Rad. Hügelauf, hügelab durch Flussauen und Wäldchen führt unsere Tour de KLU.

Start in Schloss Eulenbroich
Noch ist es ganz gemütlich, denn wir stehen im Schlosshof der Eulenbroich und bewundern das Ensemble aus kernsaniertem Rittersitz und gläsernem neuen Werkstattgebäude, wo Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Musik, Tanz und Theater ihre musischen Fähigkeiten ausprobieren können. Über uns strahlt ein herrlicher Sonnentag, um uns herum bereiten emsige Menschen alles für eine Hochzeitsfeier vor. Und wenn Rösrath (laut Eigenwerbung) das grüne Tor zum Bergischen Land ist, wird die Torburg des Schlosses für uns nun die Pforte zu einer genussreichen Erkundung von Sülz und Agger.

Kleine Bergwertung am Hoffer Hof
Auf dem Radweg geht es Richtung Hoffnungsthal, dort angekommen biegen wir in die Hofferhofer Straße ein und damit beginnt sie – die erste und schwerste Bergwertung des Tages. »Endlich oben«, schnauft mein mitradelnder Tourkollege, als der Hof auftaucht und wir das Steile hinter uns gelassen haben. Bauer Kallis Gänse würdigen unsere Leistung keines Blickes, dösige Schafe halten Siesta unter einem schattenspendenden Schild, wir aber radeln fleißig an Maisfeldern und gefurchten Äckern vorbei, saugen milde Luft ein, lassen uns vom warmen Fahrtwind streicheln und schauen hinter uns in die Ferne auf Köln samt Dom – der für die erklommene Anhöhe gerechte Lohn. Wir münden rechts in die Schlehecker Straße, um hinter dem Sendemast links nach Honrath einzubiegen.

Durch Honrath
Wir durchfahren den Lohmarer Ortsteil, vorbei an evangelischer Kirche und Burg. Das heute noch vorhandene Burghaus wurde im 16. Jahrhundert auf romanischen Grundmauern errichtet und steht unter Denkmalschutz. Endlich über den Bergrücken. Von nun an geht’s bergab, die kurvige Straße hinunter. Grandios die Aussicht auf die grünen Hügel des Aggertals – die Toskana oder Provence, an so einem schönen Tag sind sie gleich beide vereint vor unserer Haustür zu finden.

Gut Eichthal in Overath
Radwandern liegt voll im Trend. Man sieht ausreichend von der Umgebung, kommt trotzdem gut vorwärts und tut etwas für Körper und Geist. Durch solche Gedanken gestärkt halten wir uns unten im Tal links und stoßen bald auf Gut Eichthal.

Die um 1832 erbaute Villa schlummert Dornröschen gleich inmitten eines sonnendurchfluteten Landschaftsparks, ein Spiel von Licht und Schatten wie in einem Gemälde von Claude Monet. Hier ist nicht nur das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland untergebracht, sondern auch einer der vier KLU-Lernorte, teilweise aber noch als Baustelle. Bis Ende 2011 werden drei Pavillons und zwei grüne Naturklassenräume im Park entstehen. Zwei Brücken über die Agger verbinden dann Eichthal. So entwickelt sich eine regionale Archäologie-Werkstatt, wo Schüler lernen, mit archäologischen Fundstücken umzugehen und die Arbeit der Fachleute im praktischen Tun nachzuempfinden.

Wir verlassen das Overather Idyll Richtung Lohmar-Wahlscheid. Die Agger sprudelt so munter vor sich hin, als freute sie sich über ihr vieles Wasser und über die Sonnenstrahlen, die auf ihren kleinen Wellenkämmen hüpfen. Ab und an treibt ein Schlauchboot mit Ausflüglern vorbei. Sie lassen sich gemütlich von der Strömung treiben – einfach beneidenswert.

Naturschule Aggerbogen
Die Bundesstraße hinunter lassen wir Schloss Auel und den Golfplatz rechts liegen und radeln weit dahinter hinein in den Landschaftsgarten der Naturschule am Aggerbogen, auch ein KLU-Lernort.

Seit über 15 Jahren gibt es das Naturzentrum, das in erster Linie Schulklassen betreut, aber auch in Einzelveranstaltungen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit der Natur- und Kulturlandschaft Agger vertraut macht. Da wir Genussradler und keine Kilometerfresser sind, bleiben wir ab und zu an den schön aufbereiteten Informationstafeln entlang des Aggerradwegs stehen, um mehr über den Fluss, den Wald, die Flora und Fauna und das Ökosystem zu erfahren. Schließlich gleiten wir weiter durch die weiträumige idyllische Auenlandschaft.

Burg Wissem in Troisdorf
14 Kilometer radeln wir so durch wunderschöne Natur, unterbrochen von Brücken und kleinen Asphaltstrecken. Und dann steht sie vor uns, die rot leuchtende Burg Wissem. Im Herrenhaus ist Europas einzigartiges Museum für Bilderbuch- und Illustrationskunst zu Hause. Ansonsten wird noch viel gewerkelt am kulturellen Zentrum Troisdorfs. Im umgebauten Westflügel der Burg entsteht eines der vier Portale zur Wahner Heide. Eine interaktive Ausstellung informiert über das Wegenetz in Wahner Heide und Königsforst. Lohnenswerte Ziele werden mit moderner Technik vorgestellt. Besucher  können ihre Wanderung oder Fahrradtour von der Burg aus planen und starten. Angebunden an das Bilderbuchmuseum gibt es im Rahmen des KLU-Projekts die Literatur- und Kunstwerkstatt. Auch das neue Museum für Stadt- und Industriegeschichte wird auf dem Burggelände seinen Platz finden.

Wir bestaunen die modernen Eisenskulpturen, die einzelne Phasen des Märchens Hans im Glück darstellen, tauschen selber aber nichts, behalten all unsere Habseligkeiten, die wir auf der Radtour dabeihaben, und streben der Heimat entgegen. Über die Panzerstraße mitten durch die Wahner Heide und Hasbach: Dabei passieren wir in buddhistischer Ruhe grasende Glanrinder, eine Kutsche der Gammersbacher Mühle mit feuchtfröhlichen Insassen, überqueren die rasende A 4, mobilisieren nach vier Stunden Fahrt die letzten Kraftreserven und sind über Scharrenbroich, die Carl-Orff-Straße und die Jahnstraße strampelnd wieder am Ausgangspunkt angelangt: Schloss Eulenbroich. (Sigrun Stroncik)