Nachtfluglärm und die Gesundheit

Ein Bericht von Dr. Heiner Mersmann

Nachtfluglärm und die Gesundheit

Die Rechtslage wird unterschiedlich beurteilt. Das Land NRW sieht eine geänderte Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts seit 2007: Die Richter gehen seit dem Urteil zum Flughafen Leipzig (hier gilt wegen der hohen Belastung durch den nächtlichen Frachtflug nunmehr eine fünfstündige Kernruhezeit für den Passagierflug) nicht mehr von der grundsätzlichen Zulässigkeit von Nachtflügen aus, sondern von der grundsätzlichen Freihaltung der Nacht von Luftverkehr im Sinne der Gesundheit der Anwohner.

Welche gesundheitlichen Auswirkungen sind dem Nachtfluglärm anzulasten?
Die »Ärzteinitiative für ungestörten Schlaf e.V.«, die sich seit zehn Jahren wissenschaftlich mit den Gesundheitsgefahren durch Nachtfluglärm auseinandersetzt, hat entscheidend dazu beigetragen, dass heute vermehrt Studien vorliegen, die einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Fluglärm und Gesundheitsgefährdung belegen. Die Daten von über 800000 Krankenversicherten zeigten zunächst, dass Menschen im Umfeld eines Flughafens ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Bluthochdruck zu erkranken. Erhöhter Blutdruck wiederum ist ein Stresssymptom.

Lärm ist als Stressfaktor bekannt, der sich negativ auf die Gesundheit auswirkt, auch wenn sich die Menschen subjektiv nicht vom Fluglärm gestört fühlen müssen oder davon wach werden. Dieser Vorgang läuft eigenständig und unbemerkt ab. Mit anderen Worten: »Das Ohr schläft nicht!« Diese Studien, die vom Umweltbundesamt gefördert wurden, sind inzwischen auf über eine Million Versicherte im Umfeld des Köln-Bonner Airports ausgedehnt worden. In den aktuellen epidemiologischen Studien von Professor Greiser zeigt sich im Hinblick auf Folgeerkrankungen auch, dass nächtlicher Fluglärm mit Zunahme des Schallpegels das Risiko erhöht, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine Depression zu entwickeln. Für Frauen steigt zudem das Brustkrebsrisiko.

Was ist zu tun?
Von der Politik getroffene Entscheidungen dürfen nicht länger alleine davon bestimmt sein, den Fluggesellschaften Planungssicherheit zu verschaffen, sondern müssen ebenso die Gesundheit der Menschen in ihrer Nachbarschaft beachten. Dies gelingt möglicherweise erst, wenn die Betroffenen selbst mehr als bisher die gesundheitlichen Gefahren des Nachtfluglärms erkennen. Hierzu bedarf es weiterer Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit. Lärmmessstellen des Deutschen Fluglärmdienstes tragen zur Objektivierbarkeit des Nachtfluglärms bei.

Der Allgemeinheit entstehen enorme Kosten, wenn Menschen nachts dauerhaft nicht schlafen können beziehungsweise im Schlaf vom Lärm krank gemacht werden. Die Anrainer-Kommunen stehen deshalb mit in der Verantwortung. Sie sollten ein Interesse daran haben, ihre Bürger entsprechend aufzuklären.

Die Stadt Siegburg informiert ihre Bürger detailliert über das Ausmaß des Fluglärms und die gesundheitlichen Folgen. Außerdem hat sie gegen die Verlängerung der Nachtflugregelung 2008 Klage eingereicht. Die Stadt Rösrath unterstützt diese Klage.

Weitere Informationen
Der Autor ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der »Ärzteinitiative für gesunden Schlaf e. V.« www.aefusch.de, und betreibt eine Fluglärm Messtelle in Hoffnungsthal.

www.dfld.de
www.siegburg.de
www.roesrath.de