Da war noch was los, im Luisensaal

Damals

Da war noch was los, im Luisensaal

Im Familienbesitz ist der Saal samt damaligem Gasthof zur Post und dahinterliegendem Gehöft, seit ein Vorfahre Herbert Lüghausens, Franz Wilhelm Blech, dank der Heirat mit Luise Lindenberg 1859 genug Geld hatte, um allerlei Unternehmungen zu betreiben, eben auch einen Gasthof.

Zwischen 1908 und 1910 wurde der Luisensaal angebaut, ungefähr zu dieser Zeit ging der Besitz auch an Karl Lüghausen und seine Frau Emilie geb. Blech über, fortan prangte der Name Lüghausen auf dem Wirtshausschild.

Durch die neue Eisenbahnlinie 1890 ging es in Hoffnungsthal so munter zu wie heute im touristischen Königswinter, denn die Städter aus Köln entdeckten jetzt das idyllische Sülztal für sich, vor allem im Sommer. Schönes Wetter, grüne Umgebung, dazu Kegelbahnen, Tanzsäle, Bootsverleihe, Biergärten und Gasthäuser, was wollte man mehr – eine vielversprechende Einladung an alle Amüsierwilligen, die auch reichlich kamen.

Der Luisensaal (benannt nach Luise Lindenberg) mit Gasthof und gegenüberliegendem Biergarten reihte sich ein ins Unterhaltungsangebot und war ein wichtiger Ort des Hoffnungsthaler Gesellschaftslebens. Gesehen hat er in den über hundert Jahren seiner Existenz vieles: um Rhythmus bemühte Schüler einer Tanzschule; Vereinsversammlungen und Vereinsfeiern; heftige Karnevalspartys; grandiose Bälle; Schachstrategen, die über den nächsten Zug grübelten; immer wieder die geschickten Radkünstler vom »Blitz Hoffnungsthal«, die komplizierte Übungen trainierten; Nikoläuse, die Kindern Geschenktüten brachten; Hobbygruppen, die auf der Bühne Theater spielten; feuchtfröhliche Betriebsfeiern; aber auch Besatzungssoldaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und ausgebombte Kölner Bürger sowie Flüchtlinge aus dem Osten, die im Gasthof einquartiert waren.  Ach ja, als Kino diente der Saal auch.

Als Herbert Lüghausen um die zehn Jahre alt war, kam ein Filmvorführer nach Hoffnungsthal. Der Saal war rappelvoll mit der Belegschaft von Reusch, 150 Gäste. Zu sehen gab es den neuen Streifen »Lohn der Angst« und Herbert Lüghausen durfte dabei sein, obwohl er natürlich viel zu jung war. Auch das Hänneschen war da. Nicht, um zu spielen, sondern wegen einer Betriebsfeier, die dem Ensemble so gut gefallen hatte, dass der Gasthof zur Post samt Postschnittchen (Brot, Spiegelei, Schinken) in einem Stück verewigt wurde. Und so manche Ehe wurde hier gestiftet, vor allem in der fünften Jahreszeit, wenn der Saal spontaner närrischer Treffpunkt der Jecken war, kam es zu zarten Annäherungen. »Ich habe 1977 bei einer Karnevalsfeier im Luisensaal meinen späteren Mann kennengelernt«, erzählt Lilo Bork, die schon als Kind ab und an hierherkam, weil ihre Mutter im Gasthof zur Post kellnerte.

Zuletzt war hier Björn’s Billardcafé, in dem bis 2008 der Rösrather Billard Club seine Vereinsspielstätte hatte. Doch nun stehen Saal und Gasthof leer. Das Ensemble, das den Ort mitprägte, wird demnächst abgerissen. »Eine Sanierung war wirtschaftlich nicht machbar«, erklärt Herbert Lüghausen mit ein bisschen Wehmut im Herzen. Ein Wohnhaus soll hier errichtet werden – als würdiger Nachfolger des alten Gebäudes. Mit dem Abriss ist die Geschichte des Luisensaals dann wirklich zu Ende erzählt. (Sigrun Stroncik)