Friaul-Julisch Venetien

Die unbekannte Schöne

Friaul-Julisch Venetien

Schade, denn hier im Friaul finden Sie eine vielfältige und aufregende Landschaft, einen Schmelztiegel italienischer, slawischer und österreichischer Kultur, eine historisch einmalige Architektur und ein Weinanbaugebiet erster Klasse mit dem weltbesten Schinken.  Friaul, die unbekannte Schöne, liegt im äußersten Nordosten Italiens, im Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien. Hier treffen die italienische, slawische und deutschsprachige Kultur aufeinander, eine Art Schmelztiegel der Traditionen, Sprachen und Religionen. Im Laufe der Jahrhunderte zogen Kelten, Römer, Hunnen, Langobarden, Venezianer und Österreicher durchs Friaul, alle haben sie ihre Spuren hinterlassen.

Triest, eine Stadt, die über Jahrhunderte allen und niemandem gehörte, zeigt sich im Habsburger Gewand. Udine kann mit prachtvollen Palästen und Kunstwerken die lange Herrschaft der Lagunenstadt Venedig nicht verleugnen. Pordenone bietet ein Mosaik aus Palastbauten des 16. Jahrhunderts. Die Sommerhauptstadt Lignano Sabbiadoro wurde wegen ihrer Lage von Hemingway als das kleine Florida Italiens bezeichnet. Rund 8000 Quadratkilometer unberührte Berge, sanfte Hügellandschaften und eine 130 Kilometer lange Adriaküste laden zum Wandern, Radfahren und Baden ein. Dennoch: Massentourismus findet nach wie vor woanders statt und das wirkt sich auf die Preise aus.

Wer mit einem schmalen Geldbeutel unterwegs ist und ein etwas anderes Italien entdecken will, der sollte es mal im Friaul versuchen. Über 250 Agriturismo, Bauernhöfe, bieten preiswert Unterkunft, Verpflegung und Landleben an. Oder die Alberghi Diffusi, eine friaulanische Erfindung, die eine Ferienwohnung in historischen Gebäuden mit den Vorteilen eines Hotels anbieten. Unterkünfte für jeden Geldbeutel und familienfreundlich. Friaul ist aber auch das gelobte Land für Gourmets und Weintouristen. Zwar beherrschen an der Küste die Pizzas die Speisekarten, im Landesinneren aber haben sich ganz eigenständige Gerichte mit landestypischen Zutaten erhalten. Die lange Zugehörigkeit zur K.u.K. Monarchie Österreichs ist nicht zu verleugnen. Und die Weinherstellung: Acht DOC-Weinbaugebiete und zwei DOCG-Gebiete sprechen für sich. Spitzenreiter der Tocai, ein fruchtiger Weißwein, der allerdings seit 2007 nach EU-Recht wegen der Verwechselungsgefahr mit dem gleichnamigen ungarischen Wein Friulano heißt. Dieser Friulano wird zum Prosciutto di San Daniele gereicht, genannt nach der Kleinstadt San Daniele, 20 Kilometer nordwestlich von Udine, die weltberühmt ist für ihren rohen Schinken. Alle 100 Meter gibt es einen Laden, der das schweinische Produkt feilbietet. In einem steht Renzo de Odorico. Mit Umsicht bedient er seine dunkelrote Schneidemaschine und schneidet hauchdünne Scheiben des Schinkens ab. Jede einzelne wickelt er vorsichtig um eine Grissini-Stange und reicht sie seinen Gästen. »Die lange Lagerung von 18 Monaten und die besondere Lufttrocknung ist das Geheimnis unseres Prosciutto di San Daniele«, verrät Renzo. (Wilfried Kochner)