450 Jahre Volberg

1562: In Frankreich dämmert der erste von insgesamt acht Hugenottenkriegen herauf. Im gleichen Jahr beruft Papst Pius IV. das dritte Konzil von Trient ein. Denn Rom befürchtet, dass sich die Calvinisten in Frankreich durchsetzen.

Der große Reformator Martin Luther ist da schon 16 Jahre tot, der Augsburger Religionsfriede mit der berühmten Formel cuius regio eius religio gerade mal sieben Jahre jung.

Es ist auch das Jahr, wo die Geschichte der Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath ihren Anfang nimmt, zumindest wird 1562 als ihr Reformationszeitpunkt betrachtet. 450 Jahre ist das nun her – damit gehört die Evangelische Gemeinde zu den ältesten im Rheinland und feiert zum neuen Kirchenjahr, das am 1. Advent beginnt, ein wahrlich großes Jubiläum.

Der Geschichtsverein Rösrath hat unter dem Titel »Die Gottesgnad alleine« zu diesem besonderen Ereignis jetzt ein Buch herausgegeben, das die Entwicklung der Gemeinde bis in die Gegenwart nachzeichnet. Der Titel geht auf ein Lutherwort und einen der Kernsätze der Reformation zurück. »Allein durch die Gnade Gottes wird der glaubende Mensch errettet, nicht durch seine Werke«, so betont es  Presbyteriumsvorsitzender Norbert Lenke in seinem Grußwort zum reich bebilderten Band. Historikerin Gabriele Emrich, die ein Großteil des Projekts übernommen hat, zeigt, dass die Hinwendung zum Luthertum in Volberg eher als ein Prozess begriffen werden muss, der durch die »allgemeinen reformkatholischen Strömungen in den Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg« befeuert wurde.

Im Lauf der Jahrhunderte erlebt die Gemeinde die Konsolidierung der Reformation, die Gegenreformation, die prägende Pfarrer-Dynastie der Scheiblers, den Bau der neuen Kirche und jüngst erst die Fusion der Rösrather Gemeinden. Neben Emrich machen neun weitere Autoren das 164 Seiten starke Buch zu einem facettenreichen Leseerlebnis.

60 Seiten dick ist das Festprogramm zum Jubiläum, das mit Konzerten, Kabarettabenden, poetischen Nachtgebeten, besonderen Gottesdiensten, Andachten und Führungen aufwartet.

Der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und Alt-Präses Wolfgang Huber werden sogar predigen. Doris Röskenbleck, die Kantorin der Gemeinde, hat zum Jubiläum ihr Konzertprogramm um einige besondere Musikereignisse erweitert. So wird es erstmals ein Neujahrskonzert, um19 Uhr in der Versöhnungskirche Rösrath, geben. Trompeter Christoph Barth, Sopranistin Aisha Tümmler und Doris Röskenbleck interpretieren unter anderem Werke von Händel, Bach und Rachmaninow. Ein ganz besonderes Highlight ist das Konzert Zauberhafte Impressionen und tanzende Pfeifen am 4. März um 18 Uhr in der Volberger Kirche in Hoffnungsthal. Percussionist Alfonso Garrido und Doris Röskenbleck an der Orgel gehen gemeinsam ein musikalisches Experiment ein mit Stücken von Bach und Brubeck sowie Improvisationen.

Die Rhythmusinstrumente werden vorpreschen, die Orgel die Themen aufgreifen und den Kontrapunkt dazu setzen. Die Orgel kommt auch bei der 10. Orgelnacht am 30. Juni und beim Sommerkonzert  am 19. August mit Andreas Meier, dem evangelischen Kirchenmusiker vom Altenberger Dom, zur Geltung. Der Kinderchor widmet sich dem großen Reformator in einem Martin Luther Musical am 27. Oktober  und der Gospelchor wird am 15. und 16. Juni mit seinem bekannten Gastsänger David Thomas Songs interpretieren, die zur englischen Übersetzung des Lutherworts Only by grace passen. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres erklingt adventliche und weihnachtliche Orgelmusik am 2. Dezember 2012 in der Volberger Kirche. (Sigrun Stroncik)