Gräfin Hannelore zu Stolberg

Menschen in Rösrath

Gräfin Hannelore zu Stolberg

Einmal in der Woche hilft sie zum Beispiel einer 91-jährigen Dame beim Einkaufen, in der Frauengruppe Lokale Agenda 21 ist sie ebenso aktiv, wie im Internetcafé des Zentrums für aktive Senioren der evangelischen Gemeinde und macht außerdem überall da ihren Mund auf, wo sie in der Stadt Missstände sieht. »Ich bin der Linksaußen der Familie«, lacht sie. Die Familie Stolberg-Wernigerode, in die sie hineingeheiratet hat, gehört zum alten deutschen Hochadel doch Titel bedeuten ihr nicht viel. Durch den Krieg hat es sie aus dem Osten in den Westen nach Köln verschlagen, Hier lernte sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, der aus Ostpreußen stammte und mit nichts als dem nackten Leben aus der Gefangenschaft im Lager Kreuznach kam. Die Stolberg-Wernigerodes in Masuren waren als bekennende Christen Nazigegner. Das Schloss Dönhoffstädt steht noch heute. In den 90er-Jahren hat es Hannelore zu Stolberg, damals schon verwitwet, besucht und sich die frühere Heimat ihres Mannes angesehen. »Köln und Umgebung waren immer zu eng für ihn«, erinnert sie sich. Nachdem sie die Weite Ostpreußens erlebt hatte, konnte sie ihn verstehen. »Kriege verändern die eigene Lebensplanung, das muss man akzeptieren, auch wenn es mit persönlicher Wehmut verbunden ist.«

Sie selbst hat immer nach vorn geblickt, früh gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen und das Familieneinkommen zu erwirtschaften, in einer Zeit, als das nicht die übliche Frauen-Biografie in Deutschland war. Bis zu ihrer Rente war sie fast 30 Jahre beim Arbeitsamt Köln als Arbeitsberaterin tätig. Nach dem Berufsausstieg suchte sie neue Betätigungsfelder und die Arbeit in der Seniorenberatungsstelle passte zu ihrer Berufserfahrung: Kontakte zu Behörden herstellen, beim Schreiben von schwierigen Briefen und Ausfüllen von Formularen helfen, beraten in schwierigen persönlichen Situationen und Organisation von Hilfen.

Auch in der Frauengruppe Lokale Agenda 21 hat sie gemeinsam mit anderen einiges auf den Weg gebracht, den barrierefreien Zugang zur Stadtbücherei beispielsweise, aber auch die Bürger-Solaranlage auf dem Dach der Gemeinschaftsgrundschule Hoffnungsthal, die 2010 in Betrieb ging. Überhaupt macht sie sich für neue nachhaltige und grüne Energiekonzepte in Rösrath stark. Was ihrer Haltung als Christin entspricht. »Schließlich geht es um die Bewahrung der Schöpfung, das ist doch einleuchtend und wichtig.«

Hannelore zu Stolberg kann sehr überzeugend sein, wenn sie von etwas überzeugt ist, und dann steht sie für diese Überzeugungen auch öffentlich ein. Was also, so fragt sie sich, kann man als Bürger selbst tun, um Ressourcen zu schonen, neue Techniken zu nutzen und Energie bezahlbar zu halten? Darüber macht sie sich Gedanken. Es geht auch um die Zukunft der jungen Generation. Sich für etwas zu engagieren, dessen Zeithorizont weit über die eigene Lebensspanne hinausreicht, dazu gehört schon eine große Portion gesellschaftliches Verantwortungsgefühl. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Hannelore zu Stolberg

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
zu Stolberg: An Rösrath schätze ich das naturnahe Leben, das es hier noch gibt.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich bin allergisch gegen das Bäume-Absägen. Aus diesem Grund wünsche ich mir wieder eine Baumschutzsatzung, um alte Baumbestände zu erhalten.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Meine Lieblingsplätze sind die Waldwege am Ende des Wanderparkplatzes in Forsbach, die finde ich wunderschön.