NRW-Staatspreis für Uta Becker

»Feuer ist mein Element«

NRW-Staatspreis für Uta Becker

Das Besondere an Beckers Arbeiten ist die Einzigartigkeit jeder Keramik. Gerade Linien, eckige Kanten und extrem schmale Anmutungen machen Beckers Werk unverwechselbar. Hinzu kommt die spezielle, aus Japan stammende Raku-Brenntechnik, deren Erkennungsmerkmal die feinen Maserungen und Rissgitter in der Glasur sind. Sie entstehen durch den Temperatursturz beim Herausholen der Gefäße und sind immer wieder faszinierend anders.

Den Hang zum konzeptionellen Spiel mit Ecken und Kanten hat Becker als Tochter eines Architekten wohl geerbt, auf die Schreinerlehre folgte das Studium der Bildhauerei an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn und die Konzentration auf das Töpferhandwerk. »Als ich vor Jahren von der Raku-Technik las, war mein Interesse sofort geweckt«, erzählt Becker. »Denn Raku ist auch eine Geisteshaltung, man muss loslassen und sich einlassen auf das, was am Ende Künstler und Natur gemeinsam erschaffen.« Außentemperatur, Luftdruck, Wind, Standort im Ofen, Sonneneinstrahlung – all diese Faktoren beeinflussen die Optik der Keramik genauso wie der Zeitpunkt, zu dem das glühend heiße Gefäß aus dem Ofen geholt und in Sägemehl abgekühlt wird. »Mit der Zeit lernt man die Gesetzmäßigkeiten von Natur und Technik kennen, aber ohne Intuition geht es trotzdem nicht«, weiß Becker aus Erfahrung. Was sie wirklich in Händen hält, sieht sie erst, wenn sie das vom Brand komplett geschwärzte Exponat mit einem Stahlschwämmchen langsam freilegt. »Dieser Prozess ist bis heute das Spannendste und Beglückendste für mich«, schwärmt die zweifache Mutter, die nebenbei seit Jahren in Rösrather Kindertagesstätten mit den Kleinen töpfert. Nicht immer sei es Liebe auf den ersten Blick, »vor allem, wenn ich zum Beispiel eine gelungene Vase noch einmal genauso nachbrennen möchte und dann doch etwas anderes herauskommt«, lacht Becker. Dennoch gibt es für die Rösrather Künstlerin keine Alternative. »Feuer ist mein Element, die Raku-Technik meine ganz persönliche künstlerische Herausforderung.« (Petra Stoll-Hennen)