Mit der Agfa-Box fing es an

Rudolf Schmidt

Mit der Agfa-Box fing es an

Der Spaß am Tüfteln ist bis heute die Hauptantriebsfeder für sein Hobby und »irgendwann fing das mit dem Sammeln dann zwangsläufig an«, gesteht Schmidt. 50 verschiedene Modelle der »Exakta« stehen poliert und funktionsfähig in seiner Vitrine zu Hause, für Schmidt die Urmutter aller Spiegelreflex-Kameras. Dass sich der 73-Jährige inzwischen mit alten Kameras aller Markenhersteller im Detail befasst hat – von Agfa, Leica, Ricoh, Pentax über Olympus, Yashica, Fujica bis hin zur legendären »Bobby« der Kriegslanzer – liegt an einer schicksalhaften Begegnung vor sieben Jahren:

Eigentlich wollte der gelernte Elektroingenieur im Bergischen Freilichtmuseum nur einen Kurs im Lesen von alten Handschriften besuchen, doch in der Mittagspause  hörte er von den unsortiert gelagerten, alten Fotoapparaten. »Eine Schande, diese Schätze der Öffentlichkeit vorzuenthalten«, fand Schmidt und machte sich ans Inventarisieren, Katalogisieren und Sortieren. Seither betreut er die Photografica-Sammlung des Bergischen Freilichtmuseums im Schloss Heiligenhoven, auch Foto-Zelle-König genannt nach ihrem Stifter Friedhelm König aus Marienheide.

Herzstück der Sammlung sind neben einem riesigen Kino-Projektor von AEG rund 400 Fotoapparate mit einer Vielzahl an Zubehör. Vom Bild-Großformat 13 x 18 in edlem Nussbaum bis zur kleinen 8 x 11 Minox bietet die Ausstellung alles, was ein Fotografenherz höherschlagen lässt. Das älteste Stück ist eine Holzreisekamera für Platten, gebaut vor 1914.

»Die Begegnung mit Rudolf Schmidt war ein echter Glücksfall«, schwärmt Petra Dittmar, Referentin für Volkskunde im Freilichtmuseum. Gemeinsam mit ihr kümmert sich der Rösrather liebevoll um die alten Stücke, natürlich wird auch restauriert und repariert. Zurzeit bastelt Schmidt  an einem alten Goldeck-Werbeprojektor für Farbdias, den er wieder ans Laufen bringen will. Die fehlende Glühbirne, die er im weltweiten Netz in Amerika für 50 Dollar entdeckt hat, war ihm zu unwirtschaftlich. »Nach 35 Stunden ist die verbraucht, da muss eben eine neue Lösung mit kleinerem Umbau her.«  Schmidt legt größten Wert darauf, dass alle Apparate im Originalzustand wieder hergestellt werden, »verbasteln« gilt als Todsünde. Mit dem Handwerkszeug eines Uhrmachers, mit Spiegel, Lupe und viel Geduld bringt er die Kameras wieder zum Schnurren, Klicken und Blitzen. Selbst die Polaroid-Sofortbildkameras wartet er, obwohl »die eine Beleidigung für jeden Fotografen sind«.

Wer die Zeitreise durch mehr als hundert Jahre Film- und Fotogeschichte selbst antreten möchte, kann nach Terminabsprache eine Führung durch die Photografica buchen und den Geschichten oder Anekdoten von Sammler und Kameraliebhaber Rudolf Schmidt lauschen. (Petra Stoll-Hennen)