Kerstin Merzhäuser

Menschen in Rösrath

Kerstin Merzhäuser

Seit drei Jahren (zwei davon kommissarisch) leitet Merzhäuser die Förderschule. Unterrichtet werden Schüler und Schülerinnen mit Entwicklungsverzögerungen und Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung. Inklusion ist ein großes Thema. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen oder Lernschwächen haben das uneingeschränkte Recht, eine allgemeine Schule zu besuchen. Wie soll das umgesetzt werden?

Kompetenzzentrum ist die Schule auch. Schüler mit besonderem Förderbedarf werden durch Sonderschulpädagogen der Käthe-Kollwitz-Schule in ihrer jeweiligen allgemeinen Schule betreut. Die Dinge ändern sich, Starres bricht auf. »Früher hat jeder Lehrer in seiner eigenen Schulform vor sich hin gearbeitet.« Heute kennt man sich untereinander, muss flexibler werden, mit mehr Verschiedenheit arbeiten. Flexibel zu sein, sich schnell auf eine neue Umgebung einstellen, das hat Merzhäuser schon als Kind gelernt. Als Tochter eines Bundeswehrsoldaten ist sie ungefähr alle zwei Jahre umgezogen. »Ich hielt das für völlig normal, dachte, das wäre halt so.« Auch ansonsten ist ihr Leben als Jugendliche ein wenig anders als üblich. Ihre ältere Schwester ist geistig behindert. Möglich, dass ihr späterer Entschluss, Sonderpädagogik zu studieren, dadurch beeinflusst wurde. »Ich musste als

Jugendliche schon sehr verantwortungsvoll sein und zurückstecken. Die Aufmerksamkeit geht auf das Kind, das sie mehr braucht. So wie man groß wird, das ist ja zunächst für einen die Realität.«

Die Realität ihrer Schüler sieht oft anders aus. Dem wird an der Käthe-Kollwitz-Schule Rechnung getragen. Auch hier wird Kindern und Jugendlichen Leistung abverlangt, so viel wie sie eben können. Das Ziel ist es, sie in Ausbildung und Arbeit zu bringen, eine Perspektive zu geben im Alltag. Dabei gilt aber noch mehr als an Regelschulen der Satz: »Wir unterrichten Schüler und keine Fächer«, etwas was Merzhäuser nicht genug betonen kann. Beziehungsarbeit sei genauso wichtig wie die Vermittlung von Lernstoff, Kontakt und Vertrauen muss aufgebaut werden. Wenn ein Schüler schwierig und aggressiv sei, gehe das in einer Schulstunde erst mal vor, daran zu arbeiten. Es braucht sehr geduldige Menschen für diesen Beruf. »Man sagt uns Sonderpädagogen ja nach, ein besonderer Schlag zu sein.« Vielleicht auch, weil sie tagtäglich damit umgehen müssen, dass sie nicht alles so unterrichten können wie gehofft und geplant. Als Einzelgänger hielte man das nicht aus, weiß die zweifache Mutter. »Aber wir haben ein tolles Team. Bei uns wird sehr darauf geachtet, dass wir gut und freundlich miteinander umgehen. Und wir geben auch mal zu, wenn wir etwas nicht hinkriegen und helfen uns gegenseitig.«

Und dann sind da ja auch noch die Erfolgserlebnisse, wenn Schüler wieder zurück in die Regelschulen gehen können oder einen Ausbildungsplatz ergattert haben. (Sigrun Stroncik)

 

3 Fragen an Kerstin Merzhäuser

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Merzhäuser: An Rösrath schätze ich die Kombination aus ländlichem und städtischen Leben. Man hat die Natur, ist schnell im Bergischen, im Wald, all das finde ich schön.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Das Erscheinungsbild von Rösrath könnte gepflegter sein. Außerdem sollte die Stadt nicht weiter zersiedelt werden. Man sollte auch mehr auf die optische Qualität der Bebauung achten. Ich würde mir oft hochwertigere Gebäude wünschen, die dem Charakter des Ortes mehr entsprechen.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Im Sommer bin ich am liebsten im Freibad, schon um acht Uhr morgens ziehe ich dann meine ersten Bahnen. Und dann liebe ich noch das Kupfersiefer Tal.