Volberger Kirche

Aufs Dach gestiegen

Volberger Kirche

Aber was verbirgt sich im Turm und hinter der Orgel? Wir wollten es herausfinden und baten beim Pfarrer um Einlass. Der unkomplizierte Thomas Rusch stimmte zu und gestattete uns und unserer Kamera einen Blick ins Innerste seiner Kirche. »In Jeans kommen und beim Rumklettern auf den Kopf aufpassen«, warnte Rusch schon am Telefon.

Der Hintereingang zum Gotteshaus wurde uns zum vereinbarten Termin von Küsterin Sylvia Schwamborn geöffnet.

Zuerst nehmen wir in der Apsis das romanische, halbkugelförmige Taufsteinbecken in Augenschein. Viele Hoffnungsthaler sind im Laufe der protestantisch geprägten Geschichte bei der Taufe über das 1220 entstandene Becken gehalten worden. Aus Trachyt gefertigt, einem vulkanischen Gestein, beeindruckt es auch heute noch durch eine zeitlose schlichte Formschönheit.

Jetzt heißt es, den engen, steilen Treppengang aus Bruchstein zu erobern, um zur ersten Turmetage zu gelangen, dem Quartier der alten Turmuhr, die Generationen von Hoffnungsthalern vorgab, was die Stunde geschlagen hat.

1899 wurde der Kirchengemeinde das Uhrwerk von Henriette Schiffbauer aus Kleinbliersbach gestiftet. Henriette war die Tochter des Bauern und Branntweinbrenners Wilhelm Schiffbauer aus Großenhecken und möglicherweise war Ihr 50ster Geburtstag der Anlass für diese großzügige Stiftung.

Die Uhr hatte ehemals zwei Gewichte, die bis in die heutige Sakristei hinunterhingen. 1928 wurde das imposante Uhrwerk bei der grundlegenden Renovierung der Kirche stillgelegt. Aufgrund seines historischen Aufbaus und beträchtlichen Umfangs war man – Gott sei Dank – wohl der Meinung, das Werk als Schau-Stück für die Nachwelt zu erhalten.

Heute werden die Uhren – ein Ziffernblatt an der südlichen und eines an der westlichen Turmseite – von einem deutlich kleineren, funkgesteuerten sekundengenauen Uhrwerk betrieben.

Auf gleicher Ebene befindet sich auch der Zugang zur Orgelempore. Von hier aus bietet sich ein überraschender Blick mit neuer Perspektive auf das Kircheninnere. Die 1696 gebaute Orgel des Ratinger Orgelbauers Weidtmann wurde erst 1789 hier eingebaut.

Über eine Leiter und durch eine wirklich schmale Luke gelangen wir dann schließlich, geleitet von Pfarrer Rusch, in den eigentlichen Glockenturm. Belohnt werden wir für die staubige Kletterei mit dem Anblick des heute elektrisch betriebenen Glockenstuhls. Die alten Bronzeglocken von 1867 wurden im Ersten Weltkrieg beschlagnahmt und für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Die drei Nachfolgeglocken von 1920 sind aus Stahl gegossen und läuten bis heute nicht nur jede Viertelstunde, sondern auch zu Messen und kirchlichen Festen. Im Gasthof zur Brücke verstummen allabendlich die Gespräche zum Feierabendbier, wenn pünktlich um 19 Uhr das große Läuten beginnt. Kein Problem, die Einheimischen haben den Getränkenachschub schon vorher bestellt.

Wir danken Dr. Karl-Heinz Fallaschinski für die Unterstützung bei der Recherche.