Stadtführung mit Robert Wagner

Rösrath erleben

Stadtführung mit Robert Wagner

Robert Wagner, Vorsitzender des Geschichtsvereins, nahm unter dem Motto »Hoffnungsthal schön unterirdisch« 18 Wissbegierige (darunter einige Neubürger) auf eine spannende zweistündige Zeitreise durch Hoffnungsthal mit. Rösrather Stadtverführungen heißt das neue Format unter dem Dach des Kulturamts, bei dem Rösrath-Liebhaber und -Kenner ihre ganz persönliche Stadt und Umgebung vorstellen.

Während wir vom Bahnhof durch den Ortskern zur Sülzbrücke nahe dem Rathaus wandern, erzählt Wagner, wie protestantisches Unternehmertum und ökonomische Entwicklung einander bedingen, wie Hoffnungsthal durch den Stahlbetrieb der Gebrüder Reusch und den dadurch ausgelösten Industrialisierungsschub zu guter Infrastruktur und Wohlstand kam. »Hoffnungsthal war der mondäne Ort, der am frühesten entwickelt war, mit Fabrikantenvillen, Fremdenverkehr und dem Amtssitz des Bürgermeisters«, erklärt Robert Wagner. Man hatte früh schon Elektrizität, die Eisenbahn, ein Krankenhaus, eine Kasinogesellschaft und jede Menge Ausflugs-Qualitäten.

Bald schon wurden die Hoffnungsthaler vom Rest der ländlichen Bevölkerung »Föppede« genannt, soll heißen, sie trugen wohl ihre Nasen ein wenig höher, »sie waren eben snobistischer als die restliche Landbevölkerung«, sagt Wagner, der sich mit unserer Gruppe dem Bilderbuchensemble mit Volberger Kirche und Fachwerkhäusern nähert. Wir stehen auf dem historischen Kern der Stadt Rösrath. Denn Volberg wird unter dem Namen Vogelbergh bereits 893 als Siedlung im Güterverzeichnis des Klosters Prüm in der Eifel, dem Prümer Urbar, erwähnt. Beim Blick in die Kirche macht Wagner auf den alten Taufstein aufmerksam, auf die romanische Apsis, den besonderen Eingang für die Forsbacher und er betont, dass Hoffnungsthal eben schon früh protestantisch wurde, was zu Religionskonflikten führte.

Letzte Station auf unserer Zeitreise ist der Bunker in der Rotdornallee. 1943 wurde er innerhalb von neun Monaten gebaut. Drinnen ist es feucht, kühl, beklemmend und dämmrig. Kurt Schlüter, Teilnehmer der Stadtführung, erinnert sich, wie er im Bunker vom November 1944 bis Januar 1945 Schulunterricht hatte. »Weil es Winter war, mussten wir Briketts mitbringen, um zu heizen«, erzählt er. Der Bunker wurde notwendig, weil die Bomberpiloten der Alliierten nicht die gesamte gefährliche Fracht über Köln loswurden. So flogen die Piloten auf die Rösrather Gegend zu, drehten dort und warfen die verbliebenen Bomben einfach über vermeintlich menschenleerem Gebiet ab, so berichtet Robert Wagner. Im ganzen Rösrather Umland kann man noch heute die vielen Krater entdecken. Eva Richter, Kulturamt der Stadt Rösrath