Hilfe bei heiklem Tabu-Thema
· Anzeige

Vinzenz Pallotti Hospital

Hilfe bei heiklem Tabu-Thema

Als ersten Schritt aus diesem Teufelskreis muss der Patient sein Problem dem Hausarzt gegenüber »outen« und sich dann an einen Fachmann – in diesem Fall den Proktologen – wenden, erklärt Dr. Wolfgang Spangenberger, Chefarzt für Allgemeinchirurgie am Vinzenz Pallotti Hospital. Mit viel Aufklärungsarbeit und neuen Therapien verzeichnet die Medizin auf diesem Gebiet mittlerweile namhafte Erfolge.

Um alle medizinischen Therapiemöglichkeiten auszuloten – die konservativen wie die operativen – arbeiten im VPH Internisten, Gynäkologen und Radiologen mit den Chirurgen zusammen. Am Anfang jeder Therapie steht aber immer die fundierte Diagnostik, betont Spangenberger. Außerdem werde bei der interdisziplinären Vorgehensweise schnell abgeklärt, ob eventuell ein Tumor oder hormonelle und funktionelle Störungen ursächlich sind. »Hämorrhoiden an sich sind nicht gefährlich, können eine andere schwerere Erkrankung aber maskieren«, warnt der Chirurg. Solche Symptome müssten daher sehr differenziert abgeklärt werden. Dann aber könne bei jedem Patienten – unabhängig von Alter und Schweregrad der Erkrankung – eine Verbesserung seiner Beschwerden erreicht und ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen werden.

Längst lässt die demografische Entwicklung befürchten, dass die Proktologie ein medizinisches Spezialgebiet mit Zukunft ist, sagt der Experte. Statistiken belegten, dass es sich bei Stuhl- und Harninkontinenz, bei Verstopfung, Hämorrhoiden oder einem Darmvorfall um Phänomene handele, die immer mehr Menschen betreffen. So leiden 80 Prozent aller Menschen im Verlauf ihres Lebens einmal an Hämorrhoiden.

Neben diätetischen und medikamentösen Therapien haben sich im VPH längst neue Verfahren etabliert, mit beachtlichen Erfolgen. Bei der Biofeedback-Therapie handelt es sich um eine Verhaltenstherapie, die für eine Muskelstärkung am Enddarm sorgt. Auch die Beckenbodengymnastik durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten zählt zu den wirksamen Therapien. Ebenso die sakrale Nervenstimulation, einer der herausragendsten Fortschritte in der Kolo-Proktologie. Hierbei wird eine Stimulationselektrode unter Röntgenkontrolle an der Nervenbahn platziert, die für die Funktionen des Beckenbodens verantwortlich ist. In einer zweiwöchigen Testphase kann der Patient selbst die Wirksamkeit überwachen. Verbessert sich seine Kontinenz, erfolgt eine dauerhafte Einpflanzung des Schrittmacheraggregats. »Dieses Verfahren ist etwa dem erfolgreichen Konzept eines Herzschrittmachers vergleichbar«, erläutert Proktologe Spangenberger. »Nach einer solchen Therapie kann der Patient Restfunktionen seines Enddarmes aktivieren und sein Verdauungsverhalten besser kontrollieren. Für die meisten Patienten, die zu uns kommen«, so der Chirurg, »bedeutet das das Ende eines langen Leidensweges. Trotzdem soll ihr zutiefst privates Problem auch privat bleiben. Aber es wird von uns professionell gelöst.« Beatrice Tomasetti