Christoph Nicodemus

Der neue Mann für die Finanzen

Christoph Nicodemus

Zehn Jahre hat er in der niedersächsischen Gemeinde Bomlitz (7 000 Einwohner) in der Lüneburger Heide gewirkt. Derzeit pendelt er noch zwischen seinem neuen und alten Wohnsitz, führt eine klassische Wochenend-Ehe. Keine Zeit also für ihn, sich ein neues Hobby zu suchen. Volleyball wäre nach seinem Geschmack, aber vorerst muss er sich einleben und den Haushalt 2014 aufstellen. Er hat schon viele Gespräche geführt und sich umgeschaut in der Stadt, um sich einen fundierten Einblick in seinen neuen Arbeits- und Lebensbereich zu verschaffen. Die Region ist ihm nicht fremd. Schließlich kommt er aus dem oberbergischen Reichshof und arbeitete bereits in der Overather Kämmerei.

RÖSRATH erleben hat mit Christoph Nicodemus über seine ersten Eindrücke und Ideen gesprochen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Bomlitz und Rösrath? Beide Kommunen haben schließlich mit Haushaltsdefiziten zu kämpfen.

Christoph Nicodemus: Ganz wesentliche Unterschiede sind es sicher nicht. Aber es gibt natürlich unterschiedliche Rahmenbedingungen. Insofern komme ich von Bomlitz nicht mit einem vorgefertigten Konzept nach Rösrath, weil eben die Bedingungen in jeder Kommune anders sind.

Sie haben nicht mehr viel Zeit, um den neuen Haushalt aufzustellen. Und viele Rahmenbedingungen sind bereits festgezurrt. Wie viel Gestaltungsmöglichkeiten bleiben Ihnen da als Kämmerer?

Es gibt sicher die ein oder andere Stelle, wo man gucken muss, ob man das ein oder andere effizienter gestalten kann. Das heißt nicht, dass ich überall etwas entdecke. Doch ich möchte schon schauen, ob man nicht für die Stadt Rösrath einen Weg findet, um zunächst einen strukturell ausgeglichenen und dann irgendwann wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Ich werde sicher nicht die bloße Fortschreibung der vorangegangenen Haushalte betreiben.

Sie haben bereits erklärt, dass Sie einen strukturell ausgeglichenen Haushalt schon 2017 statt 2022 darstellen wollen. Manch Rösrather Kommunalpolitiker findet das sehr ambitioniert. Geht so etwas ohne Mehrbelastungen des Bürgers?

Wenn ich ohne Ziele hierherkomme, bin ich fehl am Platz. Dann stecke ich mir mein Ziel lieber etwas höher und schaue, was sich bewegen lässt. Am Ende ist es aber nicht allein meine Entscheidung, aber ich schaue, was sich bewegen lässt.

Die Stadt Rösrath hat wohlhabende Bürger mit überdurchschnittlichen verfügbaren Einkommen. Warum nützt das der Stadt trotzdem nichts?

Für eine Stadt in dieser Größenordnung sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer dafür eher unterdurchschnittlich. Das ist einfach der Situation geschuldet. Rösrath hat relativ viel Einwohner auf wenig Fläche, die Siedlungsdichte ist also groß. Insbesondere dann, wenn man die Landschafts- und Naturschutzgebiete abzieht. Die Möglichkeiten, Gewerbe und Industrie anzusiedeln sind wegen dieser Gegebenheiten sehr übersichtlich und deshalb ist es schwierig, hier mehr Einnahmen zu erzielen.

Wie lässt sich trotzdem die Einnahmesituation der Stadt verbessern? Bei der Grundsteuer gibt es beispielsweise keine Deckelung nach oben.

Auf der Einnahmeseite gibt es auch bestimmte Grenzen. Ich finde, der bereits beschlossene Anstieg der Grundsteuer auf 700 Prozent ist wirklich schon ein echtes Wort. Wir müssen uns eben auch anschauen, wo wir weniger ausgeben könnten. Ich glaube, dass eine umfassende Diskussion dazu stattfinden muss. Ich habe an anderer Stelle ja schon gesagt, dass man eine Stadt nicht kaputt sparen darf und die Stadt noch lebens- und liebenswert sein muss. Mit der Definition, was das denn ist, lebens- und liebenswert, müssen wir uns beschäftigen. Was möchte ich als Bürger der Stadt Rösrath an Angeboten vor Ort haben und was bin ich bereit, dafür zu zahlen. Eine Diskussion muss geführt werden und irgendwann muss die Zeche gezahlt werden, wenn man nicht darauf hofft, dass das Land oder der Bund in plötzlich auftretender Weisheit die Kommunen entschulden mag.

Sie sind parteilos. Warum?

Ich bin ganz bewusst keiner Partei zugehörig. Ich glaube, man kann ein Stück weit freier agieren. Man ist irgendwo nicht gebunden und am Ende nur einem verpflichtet, dem Wohl der Stadt und ihren Bürgern.

Das Interview führte (Sigrun Stroncik)