Ein Tag in Rösrath

Wanderung erster Teil

Ein Tag in Rösrath

Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen »Hoffnungsthaler Frühstück« im Café Le Frappé, ein Blick aufs Rosa Rathaus inklusive. So gestärkt machen wir uns auf in vergangene Epochen, über die Sülzbrücke rechts Richtung Volberg führt der Weg.

VOLBERG. Im Garten der Kirche überwinden wir mit einem Blick auf das malerische Ensemble aus Sakralbau, Pfarr-, Baumhofs- und Küsterhaus locker Zeit und Raum. 1000 Jahre Geschichte in einem einzigen Augenblick. Allein die Volberger Kirche vereint mit ihrem Langhaus und Turm Rokoko und Romanik so harmonisch, als hätten zwischen beiden Epochen nie Jahrhunderte gestanden. Wir stehen auf dem historischen Kern der Stadt Rösrath. Denn Volberg wird unter dem Namen »Vogelberg« bereits 893 als Siedlung im Güterverzeichnis des Klosters Prüm in der Eifel, dem »Prümer Urbar« erwähnt.

Doris Röskenbleck, Kantorin der Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath, schließt uns die Kirche auf, nicht ohne uns auf die romanische Apsis hinzuweisen, auf der ganz gegen die Gepflogenheiten der Turm sitzt. Innen strahlt der Sakralbau freundlich und hell im Stil des Rokoko und macht mit unseren Vorurteilen Schluss, nach denen evangelischlutherische Kirchen eher karg daherkommen.

Die Bänke sind ganz so wie im Theater bis auf den letzten Platz durchnummeriert. Früher wurden diese Kirchensitze verkauft, um die Baukosten für die Kirche zu tragen. Durch eine schmale und spinnennetzbewährte Stiege klettern wir hinauf zur wunderschönen Weidtmanns-Orgel, die mit der Orgel auf der westlichen Empore gleichzeitig gespielt werden kann. Organistin Doris Röskenbleck gibt uns eine Klangprobe, die in unseren Ohren noch wundersam nachhallt, nachdem wir schon längst auf der rechten Sülzseite Richtung Schloss Venauen wandern.

Der Fluss plätschert munter und fließt imposant schnell seinem Ziel, der Agger, entgegen. Wir dagegen schlendern gemächlich, um das Auen-Idyll zu genießen.

HAUS VENAUEN. Schon bald landen wir sozusagen im Hinterhof von Schloss Venauen und erklimmen einen kleinen Damm, um über das Retensionsbecken ins weitläufige Gelände zu schauen. Rösrath hat viele Adelssitze vorzuweisen, deren Entstehung teilweise bis ins hohe Mittelalter zurückreicht. Der Rittersitz Venauen gehört dazu. Beurkundet ist es schon 1555. Die heutige Anlage geht im Kern aber auf einen Neubau Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Venauen oder besser Finawen bedeutet nichts anderes als »sumpfige Aue« und je nach Regenereignis ist das heute noch durchaus verständlich.

AMMERLAND. Wir folgen wieder unserem Trampelpfad an der Sülz entlang. Hier zeigt sich die Stadt mir ihren ganzen Vorzügen. Laubwäldchen, feuchte Wiesen, sanfte Hügel, munteres Flüsschen. Die Sülz rauscht hier besonders stark. Denn vor uns liegt ein Wehr. Na klar! Ammerland.

Im Jahr 1928 legten einige Rösrather Bürger hier ein Flussschwimmbad an. Wegen seiner idyllischen Lage war es sehr beliebt, nicht nur bei Badegästen aus der Gegend. Es kamen auch viele Kölner ins Ammerland, um zu planschen. Ein Zeitzeuge verstieg sich damals sogar zur Behauptung: »Es gibt in der ganzen Rheinprovinz kaum ein Strandbad, das eine schönere Lage hat.« Recht hatte er. Doch jetzt lassen wir Ammerland hinter uns. Durch den Dauercampingplatz hindurch schlagen wir einen ganz großen Bogen zu Rösraths Guter Stube:

SCHLOSS EULENBROICH. Einst war das von einem Wassergraben umgebene Haus ein barocker Herrensitz, der Vorgängerbau stammte aus dem 15. Jahrhundert, vorausgegangen war ein hochmittelalterliches Burghaus, wahrscheinlich zwischen 1200 und 1250 entstanden. Die Eulenbroich (Borich steht für Sumpfland – Auel für eine von Wasser umgebene Wiese) ist Rösraths kulturelles Zentrum und Identifikations-Ort Nummer eins. Die ersten nachweislichen Hausherren waren im 15. Jahrhundert Mitglieder der Adels- Familie Stael von Holstein, heute ist es die Stadt Rösrath und damit sozusagen auch die Bürger.

Wer jetzt mächtig Hunger bekommen hat, sollte einen kulinarischen Abstecher in die Klostermühle nicht scheuen. Hier herrscht Josée Moissonnier über das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Feinschmeckerrestaurant mit belgisch-deutscher Küche. Romantisch und stimmungsvoll ist das Ambiente, lecker die Gerichte. In der Mittagszeit kann man mittwochs bis sonntags zwischen 12 und 14 Uhr ein Drei-Gänge-Menü für 27 Euro genießen. So gestärkt findet man sicher den Weg zur katholischen Pfarrkirche Sankt Nikolaus von Tolentino, dem Schlusspunkt unserer Tagestour. Im Zuge der Gegenreformation gründeten Augustiner-Eremiten hier einst ein Kloster. Teile davon gehören heute zum Augustinushaus. Zwischen 1691 und 1703 errichteten die Mönche die dazugehörende Klosterkirche, die 1851 als Pfarrkirche dem Heiligen Nikolaus von Tolentino geweiht wurde.

EMPFEHLUNG. »Rösrather Stadt-Wanderungen« heißt eine Wanderkarte, die von der Stadt Rösrath herausgegeben wurde. Sie gibt Anregungen für Wanderungen durchs Stadtgebiet. Die Publikationen des Geschichtsvereins stehen im örtlichen Buchhandel und im Bürgerbüro der Stadt Rösrath zum Verkauf. (Sigrun Stroncik)