Stoma-Sprechstunde im VPH
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Lebensqualität – trotz eines künstlichen Darmausgangs

Stoma-Sprechstunde im VPH

In Deutschland sind mehr als 130000 Menschen Stoma-Träger, ohne dass man es ihnen ansieht. Oft wissen nicht einmal die engsten Familienangehörigen oder Freunde, wenn jemand in ihrem Umfeld von diesem Problem betroffen ist.

»Ein Stoma ist ein extremer Einschnitt für jeden, der zu dieser Patientengruppe gehört. Die Stuhl- oder Urinausscheidung über eine Öffnung in der Bauchdecke verändert zweifelsohne das eigene Körperbild und damit das ganze Leben, macht es aber nicht weniger lebenswert«, weiß Dr. Wolfgang Spangenberger aus Erfahrung. Auch wenn der »normale« Toilettengang nicht mehr möglich sei und ein Stoma mit Inkontinenz einherginge, lasse sich der Alltag mit einem Stoma mühelos bewältigen – im Beruf wie im Privatleben. Der Chefarzt für Allgemeinchirurgie am Vinzenz Pallotti Hospital, der als ausgewiesener Experte für Proktologie viele Stoma-Patienten behandelt, beobachtet immer wieder, dass der Umgang mit dieser körperlichen Einschränkung erlernbar ist, wenn es dafür nur die richtige Anleitung und Betreuung gibt. Dazu gehören auch wichtige Informationen über die Beschaffung der entsprechenden Hygieneartikel oder Hinweise, welches Beutelsystem individuell am besten passt und wie es komplikationslos gewechselt werden kann.

Aus diesem Grund hat das VPH jetzt eine Stoma-Sprechstunde eingerichtet. Dieser ambulante Service, den ein interdisziplinäres Team aus Chirurgen, Internisten und Stoma-Therapeuten leistet, soll Stoma-Trägern umfassende Beratung und praktische Hilfestellung nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus oder bei plötzlich auftretenden Problemen im Alltag geben. »Diese Unterstützung ist uns wichtig, um diesen Patienten trotz eines künstlichen Darmausgangs möglichst viel Lebensqualität zu erhalten. Bei uns sollen sie eine Anlaufstelle haben, wo sie medizinischen oder auch nur ganz praktischen Rat einholen können. Trotzdem wird ihre Privatsphäre bei uns bestmöglich geschützt«, unterstreicht Dr. Spangenberger. Es gebe mehrere Stoma-Arten, von denen das Colostoma – Stoma des Dickdarms – die häufigste Form sei. Vom Aussehen gleiche es der Mundschleimhaut. »Es hat eine runde oder ovale Form und ist unterschiedlich groß. Die Berührung des Stomas ist nicht schmerzhaft, da seine Schleimhaut keine Nervenenden besitzt. Allerdings blutet sie bei Berührung leicht, was normal und unbedenklich ist.«

Ein Stoma wird meist nach einer schweren Darmtumor-OP oder anderen Darmerkrankungen, die operative Eingriffe erfordern, notwendig, wenn After und Schließmuskel mit entfernt werden müssen. Manchmal müssen Wunden und Nähte im operierten Teil des Darmes auch nur in Ruhe ausheilen. Dann wird vorübergehend ein Stoma gelegt. Denn würde die Wunde mit Stuhl in Berührung kommen, käme es zu lebensbedrohlichen Entzündungen. Bei einem Stoma wird mit einem kleinen Schnitt eine Körperöffnung in der Bauchdecke geschaffen, durch die Stuhl und Urin unkontrolliert abgeleitet werden. Um diesen Nachteil auszugleichen, wurden spezielle Versorgungssysteme entwickelt. Diese bestehen aus einem Hautschutz, und einem Beutel, in dem sich Stuhl und Urin geruchsdicht sammeln, bis der Inhalt des Beutels in der Toilette entsorgt wird. »Nach einer Stoma-Anlage ist meistens eine fachkundige Nachsorge notwendig«, sagt Chirurg Spangenberger. Er empfiehlt: Jeder Betroffene sollte verschiedene Produkte unterschiedlicher Hersteller auszuprobieren, bis er die Versorgung gefunden hat, mit der er sich am sichersten fühlt. Beatrice Tomasetti