Was ist Rösrath wert?

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Was ist Rösrath wert?

Dennoch war alles ein bisschen anders als sonst. Die doppelte kaufmännische Buchführung hielt Einzug in der Verwaltung. Neues kommunales Finanzmanagement (NKF) heißt das Instrument im besten Beamtendeutsch, das alle NRW-Kommunen bis zum Jahr 2009 einführen müssen. Konkret bedeutet das: Verwaltungen sind jetzt Wirtschaftsbetriebe. Das heißt: Am Jahresende steht fest, welcher Bereich wie viel kostet oder was er einbringt. Vorteile des neuen Systems: Die Stadt kennt die Höhe ihres Vermögens, ihrer Schulden und ihres Eigenkapitals, außerdem wird erstmals auch der Wertverlust beispielsweise ihrer Gebäude durch Abschreibungen offengelegt. Die Befürworter erhoffen sich von dem neuen Instrument wirtschaftlicheres Handeln. Kritiker geben zu bedenken, dass Wirtschaftlichkeit nicht oberstes Ziel der Politik sein kann. Aber egal zu welchem Schluss man kommt, am Anfang aller Mühen steht die Eröffnungsbilanz, die in Rösrath im September vorgestellt wird, weil die Erfassung der Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten noch nicht abgeschlossen ist.

Mister Eröffnungsbilanz hört in Rösrath auf den Namen Frank Kauhausen. Er sitzt seit 2006 gemeinsam mit anderen Kollegen an der Aufgabe, dem Vermögen der Sülzstadt auf die Spur zu kommen und zu rechnen, was ihr gehört und was das denn eigentlich wert ist. Dabei wird nicht gerade jede Büroklammer umgedreht, aber fast. Jedes Wirtschaftsgut ab 60 Euro aufwärts zählt, vom Bürostuhl, über den Computer, bis hin zum Feuerwehrhaus. Mit einem Bauingenieur ist Kauhausen durch Gebäude und Zimmer gewandelt, hat Ausstattung und Schäden dokumentiert, die Bausubstanz und vor allem Alter und Lage geprüft, um zu einem vor jedem Wirtschaftsprüfer haltbaren Wert zu kommen. Die Kämmerei unter der Leitung von Karlheinz Batzer hat schließlich eine vorläufige Eröffnungsbilanz erstellt. Sie weist eine Bilanzsumme von rund 183 Millionen Euro aus.

Auf der Aktivseite machen Gebäude den größten Batzen aus. Das Feuerwehrhaus Hoffnungsthal ist beispielsweise 1,26 Millionen Euro Wert, das Rathaus 370 000 Euro, Schloss Eulenbroich mit Torburg rund 2 Millionen, und das Gymnasium schlägt gar mit 10 Millionen Euro zu Buche. Bevor der Laie in Begeisterung ausbricht, lässt Kämmerer Karlheinz Batzer ein wenig die Luft raus aus den Buchungen: »Öffentliche Gebäude sind nicht einfach so auf dem Markt zu verkaufen«, – von 20 Meter Feuerwehrschlauch ganz zu schweigen. Dennoch lässt die Bilanzsumme die Finanzlage der Sülzkommune ein wenig besser erscheinen als sie ist. Aus dem vorhandenen, Vermögen errechnet sich auf der Passivseite die Ausgleichsrücklage von 8,9 Millionen Euro. Sie steht für theoretisch denkbare Erträge aus dem Vermögen. »Ein Papiertiger«, betont Batzer. Denn in Wirklichkeit fließt ja gar kein Geld. (Sigrun Stroncik)