Umweltschützer auf vier Beinen

»Die Schäferei lebt von tradiertem Wissen, ich hatte ja keine Erfahrung und bin ins kalte Wasser gesprungen«, beschreibt Stumpf seine anfänglichen Schwierigkeiten. Heute kann der gebürtige Bensberger gut von seiner Arbeit als Landschaftspfleger leben, nebenbei bietet er Ziegenfleisch aus eigener Schlachtung an, »alles ökologisch«. Kraftfutter und Medikamente sind auf seinem Hof tabu.

Es ist Anfang Mai und im Offenstall wimmelt es nur so von blökenden, durstigen Ziegenlämmern. Ein jämmerliches Mäh und Stumpf weiß sofort, woran es fehlt. Beherzt mischt er sich unter die Ziegen, packt den kleinen Ausreißer und bringt ihn an Mutters Euter zurück. Obwohl er Ziegen nicht mit Menschen vergleichen möchte, gesteht er, dass es sehr unterschiedliche Charaktere gibt. Defensive, scheue, aggressive oder eben auch neugierige Ziegen, die sich schon mal verlaufen und Hilfe benötigen.

Seine Herde umfasst 200 Alttiere und rund 80 Zicklein. Ob er jedes kennt? »Die Verhaltensauffälligen schon«, lacht Stumpf, die haben dann auch einen Namen. Lisa, Lotte, Cäsar oder »Nobody«, ein verstoßenes Ziegenböcklein, das mühsam mit der Flasche großgezogen wurde.

Neun Monate zieht Stumpf bei Wind und Wetter mit seinen Deutschen Edelziegen, den Buren-, Toggenburger und Angoraziegen über die gepachteten Flächen mitten in Rösrath. Arbeit ist Urlaub, 365 Tage im Jahr. Er beweidet stillgelegte Deponien, die Grube Weiß und das Naturschutzgebiet Wahner Heide. Dort fressen seine Tiere den üppigen Wildwuchs genüsslich kahl, im offiziellen Auftrag der Landschaftspflege. Schon die Kleinen lernen ganz schnell, wie lecker die obersten und feinsten Blätter von Traubenkirsche, Weide und Brennnessel schmecken. Gemeinsam mit Hütehund Prinz und dessen Kollegen schützt Stumpf die Herde vor Angriffen durch Wild oder aggressive Hunde. Er liebt Ruhe und Einsamkeit. Ein Buch und das Fernglas, mehr braucht Stumpf nicht zum Arbeiten. Die Natur, so philosophiert er, lehrt Demut.

Dann blökt es laut, Stumpf entschuldigt sich und befreit schnell ein eingeklemmtes Zicklein aus den Fängen des Zaunes. (Petra Stoll-Hennen)