Dr. Matthias Buth

Literaturgespräche

Dr. Matthias Buth

Buth hat viele Autoren-Schwergewichte an die Sülz gelockt, die hier aus ihren aktuellen Werken gelesen haben, um dann anschließend mit dem Publikum einen interessierten Meinungsaustausch zu pflegen. Die Lyrikerinnen Hilde Domin und Eva Zeller waren da, Dieter Wellershoff, Lutz Rathenow, Hanns Dieter Hüsch, der tschechische Botschafter und Dichter Jiri Grusa, der Gedichte und Prosa präsentierte, Dieter Kühn, Tilman Röhrig, Erich Loest und Reiner Kunze. Alles in allem weit über 100 Autoren im Laufe der Zeit. Mit manchen Schriftstellern verbindet Buth eine besondere Freundschaft, wie die zu Reiner Kunze, für den er 2013 gemeinsam mit Günter Kunert ein Lesebuch zum 80. Geburtstag herausgebracht hatte, unter dem Titel: »Dichter dulden keine Diktatoren neben sich«. Für die Veranstaltungen des Geschichtsvereins Rösrath hat Buth nur ein kleines Budget, schultert aber alles mit Unterstützung des Vorstands, der ihm freie Hand lässt.

»Gespräche über Literatur mit Autoren der Gegenwart«, so fasst er sein Konzept knapp zusammen. Wobei sich parallel zu Buths beruflichen Pflichten und privaten Interessen die Schwerpunkte der Reihe verändert haben. Der promovierte Jurist machte als Ministerialbeamter Karriere, war in zwei Bundesministerien tätig, ehe er ins Bundeskanzleramt wechselte, und hatte dabei immer mit Kunst und Kultur zu tun, viel auch mit Schwerpunkt Osteuropa. Kein Wunder also, dass etliche DDR-Autoren zu den Rösrather Literaturgesprächen eingeladen wurden, später auch rumänische und immer wieder aktuelle deutsche, dabei auch die gesellschaftliche und politische Relevanz im Blick. Besonders erinnert er sich an einen Abend mit der Auschwitz-Überlebenden Philomena Franz, die aus einer Sinti-Familie stammt und deren Verwandte fast alle im KZ ermordet worden waren. Buth hätte Franz (damals wohnte sie noch in Rösrath) gerne als Ehrenbürgerin von Rösrath gesehen. Doch ob dieses Ansinnens bekam er recht unschöne anonyme Briefe geschickt. Das war Anfang der 2000er-Jahre.

Für Buth ist Literatur ein Lebensmittel. »Landgewinnung durch Verse, das gibt Halt«, sagt er. Wichtige Germanisten wie Walter Hinck haben sein eigenes Schaffen anerkannt. Karl Otto Conrady nahm seine Gedichte in das Standardwerk »Großes deutsches Gedichtbuch« auf. Inzwischen sind die Gedichte des Rösrathers in viele Sprachen übersetzt und vertont. Die Arbeit an der Sprache ist für Juristen essenziell, meint er, deshalb gebe es so viele Schriftsteller, die eben aus diesem Metier stammen. »Der Jurist ist ein Sprachexeget.« Und so hat sich Buth mit den Rösrather Literaturgesprächen auch seinen eigenen kleinen öffentlichen Sprachexegeseraum geschaffen. (Sigrun Stroncik)