101 Kunstobjekte

Freiluftgalerie

101 Kunstobjekte

Inzwischen säumen tatsächlich 101 aufgestellte Kunstwerke Vorgärten, Garagen- und Hausdächer, hängen spielerisch von Bäumen herab oder zieren öffentliche Plätze in ganz Rösrath. Wer alle Kunstwerke an einem Tag erwandern will, muss eine Menge Zeit einplanen und gut zu Fuß sein, aber »das Schöne an unserer Galerie ist ja«, so die engagierte Projektleiterin, »dass jeder Besucher Zeitpunkt, Wegstrecke und Verweildauer ganz individuell bestimmen kann«. Zur Vernissage, die für Sonntag, den 26. Oktober in Schloss Eulenbroich geplant ist, wird es einen umfangreichen Katalog zum Projekt geben mit einer Wanderkarte, die den kunstinteressierten Spaziergänger von einem Werk zum nächsten navigiert. Katalog und Karte sind selbstverständlich später auch an anderen Ausgabestellen in Rösrath erhältlich.

Nach einer Anfangsphase, in der alle Beteiligten erst einmal mit der Idee und ihrer Umsetzung vertraut werden mussten, bekam das Projekt 2014 eine unglaubliche Dynamik, erzählt Gemein und möchte sich bei dieser Gelegenheit bei den Pionieren und der Stadt Rösrath bedanken, die an das Projekt geglaubt und es unterstützt haben. Eines der wohl spektakulärsten Kunstwerke hat im Juli seinen Platz gefunden und thront dank tatkräftiger und großzügiger Hilfe der Dachdeckerei Kautz auf dem Dachvorsprung eines privaten Wohnhauses in Hoffnungsthal. Der überdimensionale, pinkfarbene Stuhl mit Himmelsleiter des Kölner Künstlers Gregor Zootzky heißt Lebensretter-Denken und muss einfach live besichtigt werden! Ein Garagendach weiter zieht die große, orangefarbene Harfe des Künstlers Blicke auf sich, eine türkisblaue Palme auf einem weiteren Dach wird das Zootzky-Trio komplettieren.

Ein weiteres, gigantisches Kunstwerk ist auf dem Weg in die Sülzstadt – quasi vom Dach der Deutschen Botschaft in Paris ins Außenareal von Schloss Eulenbroich! Äskulap heißt die sechs Meter hohe Edelstahl­skulptur des in Rees am Niederrhein geborenen Künstlers Holger Hagedorn. »Dass Äskulap auf seiner internationalen Wanderschaft bei uns Station macht, freut uns riesig«, betont die Projektleiterin. Begeistert geht sie in Gedanken durch die Open-Air Galerie und schwärmt von Germany 2012, einem riesigen Digital-Art-Bild der Kölner Künstlerin Ilsabé von Dallwitz, das aus einer Fotografie in vielschichtigen Verwandlungsprozessen entstanden ist, zu besichtigen an der Hauswand von Reha-Aktiv in der Otto-Brenner-Straße. Bemerkenswert ist auch das Unterwasser-Wimmelbild beim katholischen Kindergarten in der Gartenstraße, an dem der Künstler Stan Gonia eineinhalb Jahre gemalt hat, oder Getting Old, eine aus Industrie-Metallschrott gefertigte Skulptur der Künstlerin Sabine Müller, die am alten Gemäuer an der Sülzer Burg besonders gut zur Geltung kommt. Auch der Stein für Stein mit Bürgerbeteiligung entstandene Sonnenfinger des Rösrather Künstlers Hannes Lorenz steht wie geplant in Klein­eichen und im Gerottener Weg hängt druckfrisch das fast zwei Meter breite Werk Mea Donna Alae der Overather Künstlerin Manuele Klein – eine mehrfarbige Collage mit goldenen barocken Rahmen.

»Unsere Galerie bietet unterschiedlichste Stile und Techniken für verschiedenste Geschmäcker«, betont Gemein. Ihr persönlich sind alle Werke ans Herz gewachsen und es »wäre sicher wundervoll, wenn das ein oder andere eine feste Bleibe am Ausstellungsort erhalten würde«. Zum Beispiel die Pusteblume von Robin Kurka vor der evangelischen Kirche in Forsbach, die von Frank Sulzer kreierte Lilie auf dem Dach des Wöllner-Stifts oder das vom Künstlerduo Peter Marth und Martina Otto am Rathausplatz in Hoffnungsthal erst jüngst installierte symbolträchtige Werk Phönix. »Die Betonfigur schaut auf ihre Herkunft – das Bürgermeisteramt – und ist doch gleichermaßen mit ihrem Körper auf die Zukunft ausgerichtet ­– das Bürgerforum«, erklärt Gemein. Die Erhaltung einiger Kunstwerke würde dem Stadtbild Rösraths gut stehen, da ist sich die Kunstliebhaberin sicher. Was dazu fehlt? »Das nötige Kleingeld«, räumt sie offen ein und bittet um Mithilfe aller Galerie-Fans!

»Ich träume von einem inspirierenden, mit unterschiedlichsten Kunstobjekten gesäumten Bummel durch Rösrath«, sagte Gabriele Gemein im Interview mit RÖSRATH erleben im März 2013. Nun ist der Traum wahr geworden. Petra Stoll-Hennen