Wandern für Genießer

Wachau

Wandern für Genießer

In alten Zeiten bewachten diese Weingartenhüter die kostbaren Trauben. »Wir sehen uns aber nicht mehr als Wächter, sondern als Botschafter des Weins«, betont Renner, der eine Wandergruppe auf seiner »Königsetappe« mit imposanten Ausblicken ins Tal begleitet: »Vom Krems-Stein geht es über Pfaffen- und Loibenberg nach Dürnstein.«

Die Wachau, 80 Kilometer westlich von Wien, ist die bekannteste Weinregion Österreichs. Es gibt zwar nur kleine Anbauflächen, dafür haben der Riesling oder Grüne Veltliner eine hohe Qualität. Die beste Wanderzeit ist der Herbst und damit auch die beste Gelegenheit, den naturbelassenen Wein zu genießen. »Dann haben wir wegen der Lese unsere heimliche Hauptsaison«, verrät Marina Pöll von der Domäne Wachau bei einer Rast. »Die Blätter der Reben werden gelb und rot, ein wunderbares Farbenschauspiel«, schwärmt sie. Und sicher werde man einer Smaragdeidechse begegnen, nach der eine Weinkategorie benannt ist.

Vor allem Genusswanderer kommen in der Region zwischen den Barockstiften Göttweig und Melk auf ihre Kosten. Die Kulinarik reicht von Heurigen bis zu Haubenrestaurants. Großer Wert wird auf regionale Küche gelegt. »Man kann beim Wandern aber auch wieder abbauen, was man so genießt«, sagt Pöll augenzwinkernd.

In Dürnstein besucht die Gruppe die Wachauer Safran Manufaktur. Bernhard Kaar baut den kostbaren Safrankrokus nach alter Methode wieder in Steinterrassen an. Im Spätherbst werden die rubinroten Stempel per Hand geerntet und verarbeitet. »Wanderer lieben das erfrischende Safranbier oder vernaschen Safranschokolade«, erzählt der Ökologe. Beliebt sei auch ein trickreiches Rezept für Gugelhupf, das Kaar zusammen mit der passenden Menge Safran anbietet.

Die Routen des Welterbesteigs führen in 14 Etappen um die 30 Kilometer lange Wachau. Der Blick, so »Hiata« Renner, falle dabei auf pittoreske Burgen, Ruinen und Schlösser. »Man kann auch den 960 Meter hohen Jauerling erwandern oder Biber und Eisvögel an Seitenarmen der Donau beobachten.« Als Höhepunkt gilt das von traditionellen Klängen untermalte musikalische Herbstwandern. Die Wachau sei aber ganzjährig eine Reise wert, bemerkt Renner zum Abschied. Im Frühjahr etwa, wenn 100000 Marillenbäume ihre Blütenpracht entfalten. Arnulf Boettcher