Renate Forst
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Menschen in Rösrath

Renate Forst

Nicht mit der Fotografie, aber mit dem Fotostudio B. (Das B. stammt vom Geburtsnamen Burow). Renate Forst will mehr Zeit haben für ihren Mann und für das Reisen, keine 18-Stunden-Arbeitstage mehr und auch mal zu Festen gehen, ohne ständig durch einen Sucher zu schauen.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Astrid hatte sie das Fotostudio vom Vater übernommen. Doch die letzten 10 Jahre hat sie es ganz allein geführt. »Ich bin der letzte Mohikaner, der die Familientradition hochhält«, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter und eines erwachsenen Sohnes.

Schon der aus Sachsen stammende Urgroßvater war Fotograf. Ebenso der Großvater aus Pommern und nach dem Krieg und der Flucht baute der Vater 1949 in Rösrath eine Existenz im gleichen Gewerbe auf. Die Anforderungen des Berufes lernte sie dadurch schon als Kind kennen, denn sie musste mit ihrer Schwester oft im Geschäft helfen. Auch die Lehre absolvierte sie beim Vater. Die Zeit als Berufsschülerin Mitte der 1960er-Jahre in Köln sei dabei nicht leicht gewesen, erinnert sich Renate Forst. Sie kam vom kleinen Dorf-Fotostudio und musste sich in der Stadt gegen Berufsschüler aus Werbeagenturen und großen Studios behaupten.

»Die Fotoausrüstung war sehr, sehr teuer und ein Foto ein Luxusgut.« Die Arbeit in der Dunkelkammer ein technisch-chemischer und immer spannender Moment: Belichtung, Säurebad, Fixierbad – und plötzlich taucht das Bild in allen Nuancen von schwarz und weiß auf, später dann auch in Farbe. »Früher musste man sicher mehr können als heutzutage«, meint sie deshalb. Denn Dinge, die schon beim Fotografieren selbst schiefgingen oder übersehen worden waren, konnte man nicht mehr korrigieren. Retuschen gab es aber damals schon. Aus den Negativen wurden zum Beispiel mit Bleistift Pickel entfernt. In den Zeiten von Digitalfotografie und Photoshop ist das alles viel einfacher geworden.

Auch wenn das einzelne Foto in der großen Bilderflut immer mehr seine Bedeutung verliert ­– bei der Porträtfotografie ist das auch heute noch anders. Im Fotostudio entsteht zwischen Fotografin und Fotografiertem eine kurze Beziehung, wenn sie mit dem Menschen vor ihrer Linse redet, ihn locker macht und genau hinsieht, um im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. »Jeder Mensch hat seine Schokoladenseite, die zu erkennen und herauszuarbeiten ist meine Aufgabe«, sagt Renate Forst. Sie möchte, dass die Menschen sich mit ihren Porträts wohlfühlen, dass sie auf den Fotos gut aussehen und sich als Typ darin wiederfinden. Sie selbst hat sich immer gerne fotografieren lassen,posierte schon als Kleinkind für ihre Eltern.

Privat hat sie natürlich vor allem ihre Kinder auf Bilder gebannt. Und wenn die leidenschaftliche Fotografin Ende des Jahres das Fotostudio B für immer schließt und dann endlich Zeit hat, auf Reisen zu gehen, wird sie sicher auch fotografieren, dann aber ganz normale Schnappschüsse, so wie jeder das tut. (Sigrun Stroncik)

Auch für RÖSRATH erleben hat Renate Forst über zehn Jahre unzählige Menschen fotografiert – dafür danken wir Dir, liebe Renate, ganz herzlich.

3 Fragen an Renate Forst

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
FORST: Hier treffe ich immer all die lieben Menschen, die ich kenne und die mich kennen und die ich mag. In der kleinen Stadt geht es eben nicht so anonym zu. Die kurze Verbindung zu Köln finde ich aber auch gut.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Am liebsten würde ich etwas schaffen, wo sich die Jugendlichen gerne treffen. Die haben hier ja nichts zum Ausgehen, das tut mir richtig leid. Und nicht jeder kann immer nach Köln fahren.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Als es noch ein Restaurant auf dem Sülztalplatz gab, wo man sommers draußen sitzen konnte, um das dörfliche Leben zu genießen, war das einer meiner Lieblingsplätze. Auch Schloss Eulenbroich und seine Umgebung finde ich schön. Ansonsten sitze ich gerne auf der Terrasse von Café Rosenow.