Burkhard Bunse

Förster

Burkhard Bunse

»Viele Menschen haben romantische Vorstellungen von diesem Beruf«, sagt Bunse. »Doch die Realität hat wenig mit Forsthaus Falkenau zu tun.« Er könne sich seine Arbeitszeit zwar relativ frei einteilen und sei viel in der Natur unterwegs, aber vieles ist auch Schreibtischarbeit für Gutachten und Dokumentation. »Trotzdem habe ich einen tollen Job«, bekennt er. Besonders reizvoll sei es, dass er sich mit so vielen verschiedenen Menschen absprechen müsse: mit dem Landwirt, dem große Baumbestände gehören, dem Anwalt, der nur eine kleine Parzelle geerbt hat, der älteren Dame, die froh ist, wenn ihr die Last abgenommen wird, einen Wald zu hegen und zu pflegen.

Wir sind mit dem Auto unterwegs auf dem Lüderich, einem der größten zusammenhängenden Privatwälder in der Stadt. Überall sind Bunses Marken auf Poltern und Einzelstämmen zu erkennen, Zeichen und Zahlen die den Weg weisen zu einem besonderen Ziel: stabile Wälder, in denen Bäume aller Alterstufen und Größen stehen. Durchforstung ist das Stichwort. Gekennzeichnet werden besonders vitale Bäume die geschützt werden sollen, ebenso jene die gefällt werden. »Wenn die besonderen Bäume von ihren weniger wertvollen Nachbarn befreit werden, bekommen sie mehr Wurzelraum und können sich mit ihrer Krone besser ausdehnen«, erklärt der Förster das Prinzip. Viel des geernteten Holzes ist für die Bau- und Papierindustrie bestimmt, manches Nadelholz endet als Spanplatte oder Parkett, aus wertvollen Laubhölzern werden kostbare Möbel. Die teuerste Eiche, die Bunse im Namen eines Besitzers verkaufen konnte, hatte sechs Festmeter und erzielte 6000 Euro.

Wer sich mit dem Wald beschäftigt, braucht einen langen Atem und viel Verantwortungsbewusstsein. »Was ich im Wald mache und plane, beeinflusst das Wachstum noch in 100 Jahren«. Wald ist ein Generationenprojekt, das über  die eigene Lebensspanne weit hinausreicht. Was einmal kahl geschlagen wurde ist weg und kommt so schnell nicht wieder.

Wir sind auf einer Anhöhe im Kupfersiefer Tal. Zwei alte Eichen ragen einsam aus einer kahlen Landschaft hervor. In ihrer Umgebung wurden jetzt 30000 neue Laubhölzer gepflanzt, im gesamten Stadtgebiet um die 60000. Zarte Bäumchen noch allesamt. Bis sie wieder ein Wald werden, wie er vor Kyrill war, und man sie auch wirtschaftlich nutzen kann, gehen möglicherweise 50 Jahre ins Land, dann wäre Burkhard Bunse 82. (Sigrun Stroncik)