Wahner Heide

Erholung vor der Haustür

Wahner Heide

Die Naturschutzgebiete Wahner Heide und Königsforst bilden gemeinsam einen der größten und bedeutendsten Naturräume in Nordrhein-Westfalen und sind zugleich ein wunderschönes Naherholungsgebiet vor unserer Haustür. Idealer Ausgangspunkt für Erkundungen ist das in Rösrath-Brand gelegene Heidezentrum Turmhof, das im Zuge der «Regionale 2010« installiert wurde. Es fußt auf drei Säulen: dem Verein Bündnis Heideterrasse, der Biologischen Station des Rheinisch-Bergischen Kreises sowie der angegliederten Auffangstation für Greifvögel und Eulen.

»Wir wollen den Besuchern die Einzigartigkeit der Landschaft näherbringen«, erklärt Dirk Tillmann, ehrenamtlicher Pressesprecher des Bündnisses und begeisterter Führer von Exkursionen durch die Heide. »Das ökologische System ist extrem fragil, über 700 bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben hier«, macht Tillmann die herausragende Bedeutung der Wahner Heide für den Natur- und Artenschutz klar. Zurzeit gibt es die spannende Frage, ob die vom Menschen in der Vergangenheit beinahe ausgerotte­te Wildkatze in das Gebiet von Königsforst und Wahner Heide vordringen konnte. Im benachbar­ten Lohmarer Wald wurde die Existenz von Wildkatzen bereits nachgewiesen. »Ein Nachweis der Wildkatze hier bei uns wäre eine kleine Sensation und ein wichtiger Indikator für die Biodiversität«, erklärt Biologe Tillmann. Genau darum geht es ihm und den rund 20 aktiven ehrenamtlichen Naturschützern: die Artenvielfalt erhalten und im besten Fall erweitern. Erfreulicher Neuzugang unter den Brutvögeln ist der Schwarzmilan. Registriert wurden außerdem neue Libellen- und Schmetterlingsarten.

»Natürlich ist auch die Wahner Heide nicht vor Artenverlust gefeit«, weiß Tillmann und erzählt, dass es ohne erkennbare äußere Einflüsse seit Kurzem keine Brutnachweise des Ziegenmelkers mehr gibt. Viele bedrohte Arten sind aber auch durch Besucher in Gefahr, ärgern sich die Naturschützer. Insbesondere bodenbrütende Vögel, wie zum Beispiel Schwarzkehlchen und Wiesenpieper, leiden unter frei laufenden Hunden, die schlimmsten­falls deren Nester ausräumen. Dabei ist Anleinen streng vorgeschrieben, überall im Naturschutzgebiet. »Manche Mountainbiker heizen querfeldein und Unbekannte entwässern große Pfützen auf den Wegen«, zählt Tillmann weitere Sünden auf. »Gerade hier im sandigen Boden und in feuchten Kuhlen leben Kreuzkröten, Zauneidechsen und andere bedrohte Kleintiere«. Ausdrücklich weist er alle Besucher darauf hin, sich an die ausgeschilderten Regeln zu halten!

Ein Heidespaziergang mit Tillmann oder seinen Kollegen kann der richtige Einstieg sein, um alle Sinne für die versteckten Schätze in der Heide zu schärfen. Er startet jeden dritten Samstag im Monat um 14 Uhr am Turmhof. Daneben gibt es zahlreiche themenspezifische Vorträge und Führungen (siehe Infokasten Seite 6) sowie ein spezielles Angebot für Schulen. 2015 startet ein neues Freizeitangebot im Turmhof speziell für Gruppen und Familien. Mögliche Themen sind »So schmeckt die Natur«, ein Sammel- und Kochabenteuer auf dem Glanrinderhof, oder Geländespiele wie »Rettet die Heidetiere« und »Zaubern im Dunkeln« mit frischen Heilpflanzen aus der Heide.

Auch die Biologische Station wird ihr Angebot am Turmhof erweitern und sich stärker nach außen präsentieren, verrät Tillmann. »Der Turmhof wird weiter als Austausch- und Begegnungszentrum ausgebaut, die Aktivitäten insgesamt vielfältiger.« Schon heute finden dort Fortbildungen für Greifvogelspezialisten oder Tagungen von »Bergisch pur«, einem Verbund von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern des Bergischen Landes, statt.

Neben der ständigen Ausstel­lung »Dynamik«, die den Einfluss von Wind, Wasser und Großtieren in der Heide thematisiert, wird es auch Sonderausstellungen wie die zur Wildkatze ab März 2015 geben.

Im Hofladen des Turmhofs können Besucher typische, regionale Heideprodukte, unter anderem vom Ziegenhof Stumpf und Glanhof Mohr/Pechau, erwerben. Die Hausbibliothek lädt zum Schmökern ein, aber auch das Verkaufssortiment an Fachliteratur soll aufgestockt werden.

»Die Flora und Fauna in der Wahner Heide ist ein Zeugnis unserer Geschichte«, schwärmt Tillmann, »sie zeigt uns, wie es rund um Köln vor 100 Jahren aussah und ist ein Vermächtnis, das wir genießen und bewahren sollten.« (Petra Stoll-Hennen)