Menschen in Rösrath

Norbert Lenke

Anfang der 1970er-Jahre hat er sich in der Rösrather Kommunalpolitik versucht, um festzustellen, das das gar nichts für ihn ist. »Es gibt keine roten, gelben, schwarzen und grünen Straßen, nur vernünftige und unvernünftige Straßen«, so seine Erkenntnis damals. Aus diesem Grund ist er auch parteilos, weil er sich sonst im Denken eingeengt fühlt und es außerdem liebt, im Hintergrund zu agieren, »weil man dann die Dinge besser tun kann«. Und er ist evangelisch, was aber in dieser Region ja nur zufällig so sei, am christlichen Glauben ändere das nichts.

Hätte er ein Lieblingswort, wäre es bestimmt »ermöglichen«, denn so sieht er sich selbst, als einen Ermöglicher. Menschen mit ihren guten Ideen den Weg zu ebnen und dabei auch sein fachliches Knowhow in die Waagschale zu werfen, das ist sein Ding. Von Beruf ist Norbert Lenke Steuerberater. Seine Firma ist auf Gemeinnützigkeitsrecht spezialisiert. Seine Klienten sind kirchliche und soziale Einrichtungen sowie Personen, die vor allem aus dem Gesundheitswesen kommen. Was er dort beruflich macht, beispielsweise bei Gründungen helfen, betriebswirtschaftlich und finanztechnisch beraten oder Jahresabschlüsse erstellen, das macht er in seiner übrigen Zeit ehrenamtlich. Denn Finanzen spielen bei Projekten immer eine Rolle. Lenke hat die Rösrather Tafel mit auf den Weg ge­bracht, ist Aufsichtsratsvorsitzender in der Schloss Eulenbroich GmbH, Presbyteriums-Vorsitzender der Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath, hat der Diakonie-Sozial­station mit den Weg geebnet und unterstützt jetzt gerade soziale und kirchliche Akteure der Stadt in Sachen Flüchtlingshilfe. »Die Essentials einer Stadt sind Kultur und Soziales«, ist Norbert Lenke überzeugt und weil er äußerst heimatverbunden ist, ohne dem Provinzialismus das Wort zu reden, engagiert er sich eben für die »Essentials« da, wo er lebt. Lenke tut das in Forsbach, wo er auf­ge­wach­sen und die Familie seiner Mutter schon seit Jahrhunderten ansässig ist. »Ich brauche Heimat, jeder, der sagt, er brauche sie nicht, ist meiner Ansicht nach falsch gepolt. Heimat ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, eingebunden ist, wieder zurückkommen kann, aufatmen kann, etwas, das mit zunehmendem Alter wichtig wird.« In seinem Engagement geht es ihm eben auch um Heimat. Und wer sich in seinem Lebensort auch im Alter noch wiederfinden will, so Lenkes Meinung, muss die Zukunft mitgestalten. Und so leuchtet schon die nächste Idee auf, deren Umsetzung er ermöglichen will. »Uns fehlt es an Wir-Gefühl in der Stadt«, denkt Lenke. Über die Bürgerstiftung wollen er und seine Mitstreiter einen Prozess in Gang bringen, der zur Identitätsbildung beiträgt, damit Rösrath lebendig bleibt. Deshalb hält er auch Schloss Eulenbroich für so wichtig.

Woher nimmt er diese Lust, Verantwortung zu übernehmen? Christliche Nächstenliebe? Der Bibelspruch lautet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Norbert Lenke erklärt ihn so: »Ich muss schauen, dass es mir selbst seelisch gut geht und den anderen auch.« (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Norbert Lenke

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Die Stadt ist groß genug, um eine gewisse Anonymität zu garantieren, und klein genug, um sich in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen geborgen zu fühlen.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde Inklusion in einem weit umfassenderen Sinn fördern, damit alle sich einbezogen fühlen in die Stadt: die alteingesessenen Bürger, die Neubürger, die Senioren, die Kinder und Jugendlichen und auch die Flüchtlinge.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Mein Lieblingsplatz sei mein Schreibtisch, sagt meine Frau. Ich aber denke, es ist unsere Terrasse hinten im Garten unseres Hauses. An schönen Tagen kann man hier herrlich bei einem guten Glas Weißwein mit Freunden reden.