Brighton – bunt, laut und verrückt

Reisen

Brighton – bunt, laut und verrückt

Nur eine Zugstunde von der Hauptstadt entfernt wird Brighton auch »London by the sea« genannt. Es liegt zwischen dem Hügelland South Downs und dem Ärmelkanal und gilt als Hotspot für Extravagante und Freigeister. »Wir sind bekannt für unsere liberale und weltoffene Haltung.«

Die junge City bietet eine bunte Mischung aus Kunst- und Kultur­stätten und hat eine ausgeprägte Musik- und Clubszene. Sie ist Heimat vieler Sprachschulen und zweier Universitäten. »Irgendetwas ist hier immer los, vor allem an den Wochenenden«, sagt Clark. Sie empfiehlt den Besuch des exotischen Palasts Royal Pavilion und einen Bummel durch die charmanten Altstadtviertel Lanes oder North Laine. In den engen Gassen reihen sich histo­rische Pubs an schicke Restaurants, Designer-Läden an Trend-Boutiquen.

Seine Popularität verdankt Brigh­ton in den 1750er-Jahren Richard Russell. Der Arzt verschrieb seinen Patienten das Baden im Meer, was damals ungewöhnlich war. Gebadet wurde blickdicht in hölzernen Karren, die Pferde ins Wasser zogen. Der alte Fischerort wuchs rasch, Hotels und Casinos entstanden. Diese lockten den Prinzregenten George den Vierten an, einen Exzentriker, der seine reichen Freunde an die Küste brachte. Brighton wurde fashionable.

Das zeigt sich bei einer historischen Radtour an der Promenade. Der Storyteller Jeff Baker berichtet von gekrönten Häuptern oder vom Koffermörder, der Brighton 1934 zur »Queen of murdering places« mach­te. Die Radflaneure überholen die populäre Volk's Electric Railway. Seit 1883 rattert Großbritanniens älteste elektrische Eisenbahn an der Seafront entlang. Die Tour endet vor dem Wahrzeichen, dem Brighton-Pier, auf dem das ganze Jahr Rummel ist. »1890 hatten wir noch drei Piere, heute nur noch einen und einen Rest«, sagt Baker mit Blick auf den benachbarten West-Pier. Die Seebrücke wurde durch Stürme und Brände zerstört.

Das Stahlskelett ist Kulisse des größten Beach- und Wassersport­events der Welt, wenn Anfang Juli beim »Paddle Round The Pier« Tausende Verrückte mit Surfbrettern und Fantasiebooten um die Wette paddeln. Unter den Schaulustigen ist der Bürgermeister der Stadtgemeinschaft Brighton & Hove, Brian Fitch. »Das Wasser ist ein wenig unruhig«, stellt der 73-Jährige fest. Einige Boote würden wohl sinken, das Festival mit Livemusik und Charity-Aktionen sei dennoch ein großer Spaß. Überhaupt gilt Brighton als Festival-Hochburg oder ist Schauplatz von Sportevents – im September etwa mit Spielen der Rugby-WM. Nicht nur dann dürfte es wieder ein bisschen verrückt zugehen. (Arnulf Boettcher)