Lebensretter auf Ehrenamt

Freiwillige Feuerwehr Rösrath

Lebensretter auf Ehrenamt

»Wir brennen quasi für unser Hobby«, sagt Michael Pfaffendorf, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Rösrath, mit einem Augenzwinkern. »Das Gemeinschaftsge­fühl ist einzigartig«, beschreibt er seine persönliche Motivation und fügt hinzu: »Natürlich fasziniert auch die Technik und es macht zufrieden, sich für andere Menschen zu engagieren.« Er selbst ist erst vor ein paar Jahren nach dem Abitur als sogenannter Quereinsteiger zur Feuerwehr gekommen.

Reinschnuppern erwünscht
»Das ist eine perfekte Alternative, wenn man nicht in der Jugendfeuerwehr war«, bestätigt Bastian Eltner, Leiter der Rösrather Feuerwehr. Dort werden Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren spielerisch und fachlich an die Arbeit einer Freiwilligen Feuerwehr herangeführt und haben ganz nebenbei eine Menge Spaß bei Wettbewerben, Zeltlagern und Übungseinheiten. »Aber auch wenn das Interesse erst später zündet, ist jeder und jede willkommen«, wirbt Jugendwart Christian Thönelt um Nachwuchs. »Reinschnuppern, einsteigen, Lehrgänge absolvieren und nach rund zwei Jahren vollen Einsatz fahren«, fasst Pfaffendorf seinen eigenen Weg in die Feuerwehr zusammen.

Wie wichtig Nachwuchs ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Zurzeit besteht die Freiwillige Feuerwehr aus 178 Mitgliedern, davon 116 aktiven Feuerwehrmännern und -frauen. Die geforderte Sollstärke der Einsatzabteilung beträgt aber 135 Kräfte. Bis zum 30. November 2019 muss dieses Defizit ausgeglichen sein, um erneut eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung zu erhalten, die Feuerwehr ohne hauptamtliche Kräfte zu betreiben.

Hilfseinsätze nehmen zu
»Wir sind bei Weitem nicht nur ge­fragt , wenn es brennt«, erklärt Eltner. Vor acht Jahren wurde der Autobahnstreckenabschnitt Rösrath-Königsforst übernommen, auch die Katastropheneinsätze bei Sturm und Hochwasser schlagen kräftig zu Buche. Deutlich zugenommen haben deshalb sogenannte technische Hilfseinsätze wie bei Verkehrsun­fällen sowie Arbeiten im Katastrophenschutz. 2014 weist die Statistik 151 Hilfeleistungen, 48 Einsätze bei Bränden, 20 Brandsicherheitswachdienste,16 Fehlalarme und 4 sonstige Einsätze aus.

Die Freiwillige Feuerwehr Rösrath besteht aus vier Einheiten: den Löschgruppen Hoffnungsthal, Forsbach und Kleineichen sowie dem Löschzug Rösrath mit zwei Gruppen.

In acht Minuten zum Einsatzort
»Wenn der Piepser Alarm schlägt, las­sen wir alles stehen und liegen«, erzählen die Feuerwehrmänner. Die dezentrale Struktur sei extrem wichtig, »denn länger als acht Minuten darf es nicht dauern von der Alarmier­ung bis zur Ankunft am Einsatzort«, so Eltner. Die Hilfsfristen sind gesetzlich vorgeschrieben und werden kontrolliert. »Wir schaffen das«, beteuert Pfaffendorf umgehend und plaudert aus dem Nähkästchen: »Nachts stehen die Kollegen schon mal im Pyjama oder mit Adiletten vor dem Spind in der Feuerwehrumkleide.« Einsätze am Tag sind aber die größere Herausforderung: Wer nicht im Umkreis von Rösrath arbeitet, steht nicht zur Verfügung. »Darum ist es so wichtig, dass wir auch in Zukunft Mitglieder ha­ben, die im Ort Arbeit finden«, so der Pressesprecher. Die Arbeitgeber sind zur Freistellung verpflichtet und können bei der Stadt die Erstattung der Lohnkosten beantragen. »Ohne ehrliche Rückendeckung vom Chef geht es aber auf Dauer nicht«, beschreibt er die Realität, »denn ein Ruf nimmt keine Rücksicht auf Meetings, Kundentermine oder Lieferfristen.«

Jeder kann etwas anderes
Feuerwehrleute sind nicht nur körperlich gefordert, auch mental und psychisch wird ihnen viel abver­langt. Ob es darum geht, einen Schwerverletzten aus der Fahrerkabine eines LKW zu schneiden oder einen eingeklemmten Bauarbeiter zu befreien, stets sind gute Nerven und Einfühlungsvermögen gefragt. »In solchen Situationen profitieren wir davon, dass jeder von uns noch einen Hauptberuf ausübt«, freut sich der Leiter der Rösrather Feuerwehr. »Wir haben Spezialisten im Hand­werk wie Schreiner, Glaser, Maschinenbauer, aber auch EDV-Profis, Vertriebsleute und Buchhalter.« Ruckzuck konnte der gelernte Schrei­­ner so zum Beispiel bei einem schweren Unfall auf der Baustelle passende Platten zur Absicherung vor einem Erdrutsch sägen.

Was die technische Ausrüstung betrifft, so sei man »besonders froh« über die Anschaffung des Sonderfahrzeuges mit Drehleiter in diesem Jahr. Daneben verfügt die Feuerwehr über 16 Fahrzeuge, davon fünf Löschfahrzeuge, mehrere Logistik-, Mannschafts- und Führungsfahrzeuge und einen Rüstwagen. »Bürgermeister, Stadt und Feuer­wehr ziehen an einem Strang«, betont Eltner. Manchmal gilt allerdings auch das Motto »ein steter Tropfen höhlt den Stein«.

Katastrophenwarnung
Noch in diesem Jahr soll die Sirenenanlage wieder in Betrieb genommen werden. »Das ist ganz wichtig für eine zuverlässige und zeitnahe Warnung der Bevölke­rung«, finden Eltner und sein Team. Möglich wurde die Finanzierung durch Zuschüsse des Landes. Ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton weist auf eine Gefahrenlage hin. Ein einminütiger Dauerton gibt Entwarnung.

Die Freiwillige Feuerwehr ist für Rösrath unverzichtbar. Um die heuti­ge Qualität zu halten, müsste Rösrath 30 festangestellte Feuerwehrleute beschäftigen, die im Dreischichtbetrieb Dienst leisteten. Das würde Mehrkosten von mehreren Millionen Euro pro Jahr verursachen!

Den größten Wunsch der akti­ven Feuerwehrleute fasst der Chef so zusammen: »Dass wir auch zukünftig gute Rahmenbedingungen für professionelle Arbeit haben und die Menschen verstehen, dass wir nichts zum Selbstzweck fordern, sondern alles zum Wohle der Rösrather Bevölkerung.« (Petra Stoll-Hennen)

Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren werden spielerisch an die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr heran­geführt und haben ganz nebenbei eine Menge Spaß bei Wettbewerben und Zeltlagern.
Informationen unter www.feuerwehr-roesrath.de