Christoph Nicodemus

Menschen in Rösrath

Christoph Nicodemus

Für Christoph Nicodemus gibt es keine Sommerlöcher, kein beschauli­ches »Zwischen-den-Jahren« oder gar Arbeitsschluss um 17 Uhr. Das mache ihm aber nichts aus, denn ein vorhersagbarer Job in vorhersagbaren Bahnen wäre eh nichts für ihn gewesen, erklärt er lächelnd. »Dabei ist Arbeit für mich keineswegs ein Selbstzweck. Sie macht mir dann Spaß, wenn ich sehe, dass etwas dabei herausgekommen ist.« Es geht um langfristige Gestaltung, um Steuerungsmöglichkeiten, darum, auf die Entwicklung in der Stadt positiv Einfluss zu nehmen. Mit seinen Mitarbeitern hat er dem Rösrather Stadtrat in knapp zwei Jahren (so lange ist er auch im Amt) sieben Jahres­ab­schlüs­se vorgelegt. In ihnen und im Haushaltsbuch ist die Entwicklung der Kommune lesbar.

»Kämmerer zu sein bedeutet an einer Querschnittstelle zu sitzen, hier laufen viele Dinge der Stadt zusammen.« Zahlen bilden Fakten ab, dazwischen erzählen sie eine Geschichte. »Ein Beispiel: Würden in der Jugendhilfe auch inflationsbereinigt die Aufwendungen für die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen steigen, könnte sich dahinter ein gesellschaftliches Problem verbergen.«

Nicodemus hat Respekt vor dem Geld der Steuerzahler, aber keine Ehrfurcht vor den hohen Beträgen, mit denen er umgehen muss. In seinem Beruf ist er sich der finanziellen Risiken bewusst, ohne sie dauernd vor Augen zu haben. Das ist nicht so dramatisch, aber doch ähnlich wie beim Chirurgen, der bei allem Respekt vor dem Menschen bei einer Operation ja trotzdem den Schnitt machen muss.

Er habe im Übrigen immer gerne mit Zahlen gespielt, sagt Rösraths Beigeordneter und erinnert sich dabei an seine Schulzeit, als sein Lehrer eine Belohnung für eine knifflige Aufgabe ausgelobt hatte. »Acht Damen mussten auf einem Schachbrett so plat­ziert werden, dass sie sich nicht gegenseitig schlagen konnten. In der Stunde hatte ich mir das Taschengeld ordentlich aufgebessert«, freut er sich noch heute über seine gefundene Lösung und den daraus gezogenen Ertrag. Im Studium hatte es ihm dann das Rechnungswesen angetan, was ja gemeinhin als eher trockenes Fach gilt. Doch auch in diesem trockenen Fach steckt viel Erkenntnis. Eine: »Man kann auf Dauer nicht mehr aufwenden, als man an Erträgen erzielt.«

Doch der Herr über Rösraths Kassen weiß auch durch seine lange Berufserfahrung, dass das Einfache kompliziert werden kann. Seit 24 Jahren ist er Beamter, seit zwölf Jahren Kämmerer, seit knapp zwei Jahren Rösraths Beigeordneter für die Finanzen und den städtischen Immobilienbereich. Und doch ... hätten seine Knie ordentlich durchgehalten, vielleicht wäre er ja in einem ganz anderen Metier gelandet. »Ich habe früher viel Sport gemacht: Fußball, Handball, Tennis und mich dabei durchaus mal mit dem Gedanken getragen, an der Deutschen Sporthochschule Köln zu studieren.« Aber die Knie waren früh kaputt. Sport macht er jetzt noch in der karg bemessenen Freizeit. Ansonsten singt Christoph Nicodemus im Gospelchor der evangelischen Kirchengemeinde mit, wenn er nicht gerade wieder Meetings, Ausschuss- und Ratssitzungen, Etatverhandlungen oder Jahresabschlüsse hat. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Christoph Nicodemus

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Nicodemus: Rösrath ist eine wunderbare Kombination aus einer Kleinstadt im Grünen, in der nicht jeder jeden kennt, aber hier noch keiner schockiert ist, wenn man ihn grüßt. Dazu hat sie eine Infrastruktur, die ihresgleichen sucht, und ein hervorragendes kulturelles Nischenangebot in einer Qualität, das auch seinesgleichen sucht.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich finde, die Stadt hat gar nicht so viel Veränderungsbedarf. Höchstens Kleinigkeiten hier und da. Absolute Missstände sehe ich selbst nicht.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Den Lieblingsplatz zu benennen ist ganz schön schwierig. Ich liebe die Höhenlagen der Stadt mit dem Blick aufs Bergische, den Flughafen und auf Köln. Aber das Highlight ist schon Schloss Eulenbroich, die Kombination aus idyllischer Lage mit den Wegen an der Sülz und das kulturelle Angebot. Das Schloss ist der Kondensationspunkt der Stadt.