Oberschenkelhalsbruch
· Anzeige

Vinzenz Pallotti Hospital

Oberschenkelhalsbruch

Dass gerade dieser Bruch im Seniorenalter so oft vorkommt, hat vor allem mit der Art des Sturzes zu tun. Denn wenn ältere Menschen stürzen, ist das meist die Folge lokomotorischer Probleme, also von Gangunsicherheiten, die verschiedenste Ursachen haben können: eine generelle Veränderung des Gangbildes im Alter, neurologische Probleme, wie Lähmungserscheinungen nach einem Schlaganfall, Gleichgewichts- oder Sehstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, zunehmender Muskelab­bau – etwa durch fehlende Beanspruchung oder Mangelernährung – oder sogenannte Stolperfallen im häuslichen Umfeld.

Der Oberschenkelhalsbruch wird zusätzlich vor allem durch den altersbedingten Knochenschwund begünstigt. Bei Osteoporose reicht oft bereits ein einfacher Sturz zu Hause aus, und der Oberschenkelknochen bricht am Übergang zwischen Hüftkopf und Schaft. »Ein sol­cher Bruch macht sich meistens durch Blutergüsse und Schwellungen bemerkbar. Dazu kommen starke Schmerzen in der Hüfte und Leiste, die die Bewegungsfähigkeit stark einschränken«, erklärt

Dr. Ulrich Thelen. »Das betroffene Bein wirkt verkürzt und kann nicht mehr gestreckt oder angehoben werden.« So­wohl körperlich als auch seelisch könne ein Oberschenkelhalsbruch für Senioren gravierende Folgen haben und sei daher eine ernst zu nehmende Verletzung, sagt der Oberarzt der Unfallchirurgie am Vinzenz Pallotti Hospital. »Um für den Patienten das Risiko einer Lungenentzündung, Thrombose oder Embolie zu minimieren, operieren wir in den meisten Fällen so schnell und so schonend wie möglich. Denn solche Brüche im fortgeschrittenen Alter sind keine Bagatellverletzungen.«

Oft werde der Einsatz von Schrauben nötig, die den Knochen zusammenhalten, oder ein Gelenkersatz, so der Experte. Für die Wahl der Methode sei entscheidend, ob beispielsweise die Durchblutung des Hüftkopfs noch ausreichend für den Heilungsprozess ist. »Bei Patienten über 65 Jahren ist das Risiko einer ausbleibenden Bruchheilung bei Schenkelhalsfrakturen so hoch, dass ein Gelenkersatz erforderlich wird«, erläutert Thelen. Heute stünden eine Reihe von Operationsverfahren und Implantaten zur Verfügung, die auf sehr schonende Weise die Rekonstruktion gebrochener Gliedmaßen erlaubten und in vielen Fällen sogar sofortige Belastbarkeit ermöglichten.

Eine ausgeprägte Osteoporose begünstigt aber neben einem Oberschenkelhalsbruch auch einen Bruch an der Wirbelsäule, am Becken, am Oberarm oder am Handgelenk. Banalste Bewegungen reichen manchmal für sogenannte Spontanfrakturen aus, die die eigenständige Lebensführung durch Verlust der Mobilität gefährden. Hinzu kommt, dass alte Menschen aufgrund altersbedingter Bewegungseinschränkungen ohnehin mit einer realistischen Angst vor Stürzen oder sogar einem bereits erlittenen Sturztrauma leben. Doch Unfallchirurg Thelen macht Mut: »Auf alle diese Patienten sind wir mit modernster Medizintechnik vorbereitet. Alter allein ist kein Gegenargument zu einer OP. Im Gegenteil: Gerade diese Patienten, die zudem ja oft auch internistische Probleme haben, müssen so schnell wie möglich wieder mit den entsprechenden Maßnahmen in die Lage versetzt werden, das Krankenbett zu verlassen, um Muskelabbau, Druckgeschwüren und Kreislaufverfall vorzubeugen und eine mögliche Sturzspirale, die durch mangelnde Bewegung und Kräfteverlust entstehen kann, zu verhin­dern.« Der Mediziner betont: »Mit unseren Kooperationspartnern der Physiotherapie und geriatrischer Einrichtungen

arbeiten wir immer an einem individuellen Therapiekonzept für jeden Patienten. Auch mit 100 sollte jeder noch so viel Lebensqualität wie nur möglich genießen.« (Beatrice Tomasetti)