Heiner Mersmann

Menschen in Rösrath

Heiner Mersmann

Der gebürtige Rösrather ist also jemand, zu dem der Begriff des mündigen Bürgers passt, der so oft in politischen Sonntagsreden beschworen wird und eigentlich im Zentrum eines demokratischen Staates steht. Der mündige Bürger ist selbstbestimmt, selbstverantwortlich, informiert sich, ist deshalb zu eigenem Urteil fähig und verfährt nach dem Kant’schen Imperativ: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.« Das führt manchmal zu eigenen Erkenntnissen, was ihn als Zeitgenosse nicht unbedingt bequem macht. Denn Heiner Mersmann ist einer, der auch mal widerspricht. »Ich kann damit umgehen, für manche auch mal unbequem zusein«, gibt er zu. Die Themenfelder, bei denen er gerne auch mal unbequem ist, beschäftigen sich mit der Frage, wie Rösrath sich entwickeln soll und an welchen lohnenden Zielen und Leitbildern sich Politik und Bürger dabei orientieren könnten. »Wenn man so lange hier wohnt wie ich, bemerkt man Veränderungen, die nicht unbe­dingt positiv sind.«

Dabei ist der zunehmende Lärm, vor allem die Störung der Nachtruhe durch Flugzeuge nur ein Aspekt, auch die überbordende Bautätigkeit, die in seinen Augen nicht der Qualität verpflichtet, sondern einzig den Inves­toren unterworfen ist, sieht er kritisch. »Wenn Veränderungen zu schnell und zu viele kommen, stimmt die Balance nicht, ist das für alle verstörend, selbst für junge Menschen.«

Heiner Mersmann meckert aber nicht nur über Kommunalpolitik, sondern denkt gemeinsam mit anderen Bürgern über Alternativen nach. »Ich möchte Anstöße geben, genauer hingucken und andere Sichtweisen mit einbringen.« Projekte wie der naturnahe Rad- und Wanderweg zwischen Untereschbach und Hoffnungsthal, die fahrradfreundliche Stadt oder der Antrag auf den Erhaltungsbereich Volberg sind aus den Initiativen und Vereinen hervorgegangen, in denen Mers­mann sich engagiert. Baulücken sollten sich gerade in Volberg mehr dem alten Gefüge anpassen, Baukultur und Orts-Charakter erhalten bleiben, formuliert Heiner Mersmann seine Vorstellungen von einer guten Stadtentwicklung. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen dürfe nicht zu kurz kommen. Es geht um die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch Fußgänger, Flaneure und Fahrradfahrer, um eine gewisse Entschleunigung.

Die Politik tut sich mitunter schwer mit dem mündigen Bürger, gerade dann wenn er Prozesse hinauszögert, Entscheidungen hinterfragt oder sich gar dagegen auflehnt. »Ja, es macht Arbeit und kostet Zeit«, gibt Mersmann zu. »Aber eine Stadt, die dieses Engagement als wertvolles Kapital versteht und nicht als lästige Pflicht, wird auf Dauer davon profitieren!« Er wünscht sich eine Form der Bürgerbeteiligung, wo sich Politiker und Bürger auf Augenhöhe begegnen können. Runde Tische, Bürger-Fragestunde vor Ratssitzungen, übersichtlichere Informationen auf den Seiten der Stadt sind Ideen. »Ich liebe meine Heimat, das ist meine Motivation«, betont Heiner Mersmann. Deswegen will er helfen, das zu erhalten, was die Menschen an Rösrath so anziehend finden: die einladende grüne Umgebung in der Nähe einer Großstadt. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Heiner Mersmann

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
MERSMANN: Rösrath hat als Wohnort eine attraktive Lage zwischen der nahen Großstadt und den einladenden grünen Höhen und Tälern des Bergischen Landes. In wenigen, ausgesuchten Ortsbereichen konnte sich trotz der enormen Bevölkerungszunahme noch ein ursprüngliches, dörfliches Flair erhalten.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich wünsche mir, dass Rösrath seine vielen ehrenamtlich tätigen und anderweitig engagierten Bürger als »Kapital« wahrnimmt und aktive Bürgerbeteiligung an wesentlichen Entwicklungsprozessen unterstützt.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Am liebsten bewege ich mich mit dem Rad oder zu Fuß durch die Sülzauen oder die Wälder der benachbarten Höhenzüge. Die Atmosphäre um die Volberger Kirche schätze ich ebenso wie den Weitblick von Menzlingen aus auf die Skyline von Köln.