Lothar Piltz

Rösrath liest

Lothar Piltz

Die Lust am Lesen will er vor allem bei den jungen Leseratten wecken. Bei seinen beiden Kindern ist ihm das schon gut gelungen, findet er.

»Lesen ist was Tolles, Lesen bil­det, ich bin mit Lesen intensiv aufgewachsen.« Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter hat ihn als Grundschüler verzaubert, ebenso wie der »Kleine Vampir« von Angela Sommer-Bodenburg , die Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Menschenkind Anton und dem Vampirkind Rüdiger. »Spätestens in der fünften Klasse dann, als ich mit dem Fach Geschichte anfing, bekam ich Interesse an historischen Dingen«, so Piltz. Er schmökerte in altersgemäß aufgearbeiteten Sachbüchern. Mittlerweile ist er Fan von historischen Romanen wie »Der Medicus« von Noah Gordon oder »Tod und Teufel« von Frank Schätzing. »Sie machen Geschichte anschaulich und begreifbar, wenn sie gut recherchiert sind.« Vor allem das Mittelalter hat es ihm angetan. »Es gibt ja noch so viele Burgen, auch hier am Rhein. Sie sind Zeitzeugen, die einen anregen darüber nachzudenken, wie haben die Menschen damals gelebt und was hat sie geleitet.«

Bei so einem Interesse ist es völlig klar, dass Piltz einen historischen Kriminalroman vorstellen möchte: Der Fall Hildegard von Bingen von Edgar Noske. Hochspannung erzeugende Fiktion wird hier mit gut recherchierten historischen Ereignis­sen verknüpft. Im Mittelpunkt steht die als Heilige, Heilkundige und Hellseherin bekannte Hildegard von Bingen.

»1177 wird auf dem Gelände des Klosters Rupertsberg eine stark verweste männliche Leiche entdeckt. Gegen den Willen der Äbtissin Hildegard von Bingen will ihr Sekretär Wibert von Gembloux die Identität des Toten klären und damit kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das 30 Jahre zurückliegt«, so der Inhalt. »Im Grunde ist der Roman die spannende Geschichte einer Klostergründung, die die berühmte wie hochbetagte Hildegard von Bingen ihrem Sekretär erzählt. Mit diesem Kampf um das neue Kloster ist auch die Leiche verknüpft, wie sich bald schon herausstellen wird.«

Man schreibt das Jahr 1147. Ermüdet von den Drangsalierungen des Abtes Kuno, beschließen Hildegard von Bingen und ihre Nonnenschar nämlich, das Kloster auf dem Disibodenberg zu verlassen und auf dem nahe gelegenen Rupertsberg eine eigene klösterliche Niederlassung zu gründen. Kein einfaches Unterfangen in der Zeit. »Hildegard kämpft um Anerkennung und Unabhängigkeit.« Es geht um Intrigen, eskalierende Auseinandersetzung und auch um eine Liebesgeschichte. »Und ganz nebenbei erfährt man auch etwas über das Leben in den Klöstern des Mittelalters und natürlich über das Leben der Hildegard von Bingen. Denn die historischen Fakten und Details sind sehr genau in den Roman integriert«, urteilt Lothar Piltz.

Selbst für Leser, die sich eher vor historischen Büchern scheuen, ist das Buch äußerst anregend: »Denn der Autor schafft es, sehr behutsam einen Spannungsbogen aufzubauen.« Man liest nicht nur vom Mittelalter, man ist mittendrin. Das Historische als Zeitreise. (Sigrun Stroncik)

Der Fall Hildegard von Bingen.
Historischer Roman von Edgar Noske, erschienen im Emons-Verlag. Jubiläumsausgabe, 312 Seiten für 10 Euro in der Buchhandlung Till Eulenspiegel in Hoffnungsthal.