Die Normandie

Camembert, Cidre, Calvados und Culture

Die Normandie

Beginnen wir sport­lich. Die diesjährige Tour de France startet am magischen Mont-Saint-Michel. Die drohende Verlandung des UNESCO-Weltkulturerbes ist abgewendet und an 20 Tagen im Frühling und Herbst wird der Klosterberg wieder zur Insel und erhält so seinen maritimen Charakter zurück. Wer selbst in die Pedalen treten möchte, dem bietet die Normandie 1600 Kilometer Radwege, unter anderem auch einen nach Cherbourg. Die Stadt ist berühmt für die größte künstlich angelegte Hafenbucht der Welt aus dem 18./19. Jahrhundert. Hier machte die Titanic am 10. April 1912 zum letzten Mal fest, bevor sie Kurs in den Untergang nahm. Alles über Titanic und Tiefsee ist mit deutschsprachigem Audio-Guide im Museum »Cité de la Mer« zu erfahren.

»Impression, soleil levant«, mit diesem Gemälde gab Monet 1872 dem Impressionismus einen Namen. Große Meisterwerke, von Monet, Manet, Renoir, Cézanne und vielen anderen sind in den Museen von Giverny, Rouen, Caen, Le Havre und Honfleur ausgestellt. Mit ihren Bildern haben die Künstler die Gesellschaft ihrer Zeit abgebildet und der Porträtmalerei eine neue Freiheit verliehen.

Der wohl berühmteste Normanne, Wilhelm der Eroberer, besiegte vor 950 Jahren den englischen König Harold in der Schlacht von Hastings und wurde König von England. Der weltweit einzigartige Wandteppich von Bayeux aus dem elften Jahrhundert, UNESCO-Welterbe, erzählt die Geschichte dieser Schlacht. Berühmte Persönlichkeiten wie Wilhelm der Eroberer, Richard Löwenherz und Johanna von Orléans haben das Mittelalter in der Normandie geprägt. Zeitzeugen sind die imposanten Bauwerke in Caen, sowie das Schloss von Falaise, die Abtei von Jumièges und das Schloss Gaillard.

Doch was wäre die Normandie heute ohne den Weißschimmelkäse mit würzig-nussigem Geschmack. Nur ein in der Normandie aus Rohmilch hergestellter Camembert darf den Namen »Camembert de Normandie« tragen. Aber auch die Ziegen-Käserei Le Valaine in Etretat ist einen Besuch wert. Der anschließende Verdauungsspaziergang entlang der Küste, um das Panorama zu ge­nießen und die berühmten Kreidefelsen von Etretat zu bestaunen, ist ein Muss.

Ein weiteres kulinarisches Highlight sind der Cidre und der Cal­vados. Wegen des milden und feuchten Klimas bieten sich ideale Voraussetzungen für den Anbau von Äpfeln. Rund zehn Millionen Apfelbäume verwandeln die Normandie jedes Frühjahr in ein Blütenmeer und im Herbst zur Erntezeit wird aus den Äpfeln Cidre oder Calvados gewonnen. Bei einer deutschsprachig geführten Besichtigung der Calvados-Destillerie in Le Breuil-en-Auge er­fährt man die Geheimnisse des bernsteinfarbenen Getränks, natürlich mit Verkostung.

Der Calvados wird übrigens als Digestif langsam getrunken, man nennt ihn auch »trou normand« (normannisches Loch), denn er regt die Verdauung an und schafft Platz für den nächsten Gang.

Seit 2014 gibt es die Initiative »Willkommen in der Normandie«, ihr sind 25 Hotels angeschlossen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Gäste auf Deutsch zu empfangen und mit deutschsprachigem Informationsmaterial zu versorgen.

Mit den Seebädern Deauville, Trouville und Honfleur, mit dem Seinetal, das schon die Impressionisten inspirierte, ist die Normandie, ob aus historischer, gastronomischer, sportlicher oder kultureller Sicht immer eine Reise wert. (Wilfried Kochner)

Info. www.normandie-urlaub.com
www.willkommen-in-der-normandie.de