Horst Welsch

Menschen in Rösrath

Horst Welsch

Sein Büro ziert ein großer, aus Holz gefertigter Propeller eines kleinen Flugzeugs, der auch ein ästhetisches Meisterwerk aus poliertem Eschenholz und Mahagoni ist.

Der Propeller steht für seinen anderen Traum, das Fliegen. Denn eigentlich wollte er Berufspilot werden, war im Krieg zum Jagdflieger ausgebildet worden, aber als er 21-jährig aus der Gefangenschaft nach Hause kam, war es erst mal aus mit der Fliegerei.

So machte er zunächst ein Praktikum als Möbeltischler und schaffte es schließlich an die Kölner Werk­schule mit den Fächern Architektur, Innenarchitektur und Industriegestal­tung. Nach einer kurzen Zwischenstation in einem Kölner Architekturbüro machte er sich selbstständig.

»Es hat mich immer beglückt, etwas aus eigenen Ideen zu erschaffen, was man dann auch anschauen kann«, beschreibt Welsch seine Lust am Gestalten, die ihn nie mehr verlassen hat. In seiner Heimatstadt Rösrath sind seine Ideen zu realen Wahrzeichen geworden. Die Christuskirche in Forsbach beispielsweise. Sie war der erste Sakralbau, den Welsch entworfen hat. Er wollte eine moderne interessante Formensprache für das Gotteshaus finden und entschied sich für die Parabel als Grundgestaltung. Das Kirchweihfest war am 23. Dezember 1956, zwei Tage später wurde in der neuen Kirche Welschs Sohn Peter getauft. Die Forsbacher haben die moderne Form der Kirche und ihr eher ungewöhnliches Parabelfenster sehr gut angenommen, freut sich Welsch noch heute. Er baute auch die Versöhnungskirche in Rösrath mit dem markanten Turm, auch »Seelen­bohrer« genannt, und die Kreuzkirche in Kleineichen. »Sie ist mein Lieblingsobjekt.« Er bedauere zwar, dass sie nicht mehr als Kirche genutzt werde, aber das Kolumbarium gefalle ihm, er habe dort ein Doppelurnengrab. »Die Aufgabenstellung war damals: ein Gebäude zu entwerfen, das klein aber oho ist. Ich wählte deshalb die Kreuzform als Gebäudeumriss. Wichtig waren für mich aber auch die großen bunten Fenster.« Noch heute verleihen sie dem zeltförmigen Raum durch den sich immer wieder ändernden Lichteinfall etwas Besonderes.

Das vom Volumen her größte Bauwerk schuf Welsch aber nicht in Rösrath, sondern in Bensberg, den Anfang der 1970er-Jahre umstrittenen Wohnpark, auch Klein-Manhattan genannt. Welsch steht immer noch dazu und sieht die Aufgabenstellung von damals voll erfüllt. »Es sollten 1000 bezahlbare Wohnungen für 3000 Einwohner der Stadt auf engstem Raum entstehen. Und Leerstand gibt es bis jetzt nicht.«

Horst Welsch hat seine Berufung gefunden, aber seinen anderen Traum hat er sich am Ende ebenfalls erfüllt, zumindest privat. Als die Deutschen ab 1955 wieder fliegen durften, war der junge Architekt auch dabei. Mit eigenem Zweisitzer ging es am Wochenende mit Familie oft nach Borkum. Und bis ins hohe Alter flog er auch mit einer viersitzigen Beechcraft Bonanza in ganz Europa herum, vom Norden bis zum Süden. Und auch seine eigenen Bauwerke kennt Horst Welsch von oben aus der Luft und hat dabei das Glück am Gestalten ausgekostet. Ein Glück, das mit dem Tüchtigen ist. »Denn als Architekt musst du mit Herzblut, Leidenschaft und Überzeugung dabei sein und du darfst dich nicht vor harten langen Arbeitstagen scheuen«, gibt er seinem Besucher zufrieden mit auf den Weg. (Sigrun Stroncik)

 

3 Fragen an Horst Welsch

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
WELSCH: Grundsätzlich ist die Lage Rösraths schön, am Rande des Königsforstes, nicht weit weg von der Großstadt Köln. Ich mag außerdem die Landschaft und hier gibt es auch viele nette Menschen.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich wünsche mir weniger überlastete Straßen und dass parkende Autos nicht den Verkehr behindern.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Meine Lieblingsplätze sind die Rösrather Höhenlagen, von denen man in der Weite die Rheinebene sehen kann und manchmal auch Flugzeuge, die tief hereinkommen.