Rösraths Wilder Westen lebt …

Künstler auf der Brander Straße

Rösraths Wilder Westen lebt …

Die fünf Kreativen haben sich mit den Landwirten Stephan Mohr, Moritz Pechau und Thomas Stumpf zum losen Verbund Brand Herde zusammengetan. Wir lernen alte Rassen wie die Glanrinder kennen und die Coburger Füchse, die allerdings richtige Schafe sind. Die Ateliers von Hecht und van Well sind Tür an Tür mit dem Schulbauernhof, den Stephan Mohr ins Leben gerufen hat und auf dem die Kinder aus dem Kinderdorf Stephansheide Tiere pflegen und auch mal ordentlich mit anpacken dürfen.

Helli Hecht arbeitet zurzeit an einer Holzskulptur, die sie aus einem dicken Weidenstamm herausgesägt hat. Die Landwirte haben ihr den Baum angeboten und per Trecker zu ihrer Werkstatt geschafft. Man hilft sich eben in Alltagsdingen. Frank van Wells Atelier ist gleich nebenan. Mit Hammer und Meißel schlägt er die in den Steinen innewohnende Form heraus. »Man kann nicht gegen den Stein arbeiten, nur mit ihm«, erklärt van Well, der Sandstein aus Münster und roten Stein aus der Eifel mag. Hier in Brand fühlen sich die Künstler wohl. »Es ist ein schöner Ort und ein Ort der Freiheit«, erklärt Hecht. Viel Freiluft hat Dirk Müller in seiner Werkstatt, die eigentlich nur ein überdachter Unterstand auf dem Gelände eines Bauunternehmers ist. Dass Müller hier zwischen Containern, Sandbergen und Baumaterialien seine Holzskulpturen entwickelt ist für die Firmenmitarbeiter nicht mehr ganz so exotisch nach all den Jahren, meint er. Das größte Objekt, an dem er sich je abgearbeitet hat, liegt aufgebockt im Freien. Aus einem langen Baumstamm hat Müller in 120 schweißtreibenden Sägestunden die Figur eines Zimmermanns gefertigt. Es braucht wohl noch mindestens 30 weitere Stunden, bis sie dem Anspruch des Künstlers genügt.

Weiter die Brander Straße hoch trifft der Besucher auf die Kunsthalle Wahner Heide. Hier wird er von Hechts Hallo-Figur begrüßt, die erst vor Kurzem von der Künstlerin selbst restauriert werden musste, denn die Natur formt per Wetter mit, aber nicht immer im Sinne der Künstlerin. In den Räumen der Halle zeigt Frank O. Sulzer seine neuesten Arbeiten zum Thema Alltagsprodukte. Gießkannen, Joghurtbecher, Staubsaugerschläuche und Seifenspender verwandelt er in überraschende, bisweilen sehr humorvolle Objekte. Dabei arbeitet der Schweizer am liebsten mit Kunststoff »wegen der schönen glatten Flächen«. Der Rundgang endet im Skulpturengarten, den die Künstler gemeinsam mit dem Ziegenhof Stumpf initiiert haben. Zwischen den wunderbaren alten Bäumen lugen überall große und kleine Objekte hervor, man muss sie nur entdecken wollen. (Sigrun Stroncik)

INFO. Der Skulpturengarten Brander Straße 86 hat jeden ersten Sonntag im Monat, an Feier­tagen und nach Vereinbarung bis zum 3. Oktober geöffnet.