Hans Bundszus

Menschen in Rösrath

Hans Bundszus

Der vierfache Familienvater und dreifache Großvater war jahrelang FDP-Ortsvereinsvorsitzender, sitzt heute noch, mit 78 Jahren, für die Liberalen im Stadtrat und wurde erst jüngst mit einer für ihn sehr anrührenden Feier (wie er bekennt) als stellvertretender Bürgermeister verabschiedet. Dieses Ehrenamt hatte er zweieinhalb Jahre bekleidet und dabei trotz seiner kommunalpolitischen Erfahrungen viele Erkenntnisse über die Stadt neu gesammelt, über den Strukturwandel und das Verschwinden vieler Einzelhandelsgeschäfte, über den Generationenwechsel in den Einfamilienhäusern, über die Einnahmebasis der Stadt, die in der Hauptsache auf der Einkommenssteuer ihrer Einwohner beruht.

»Wir machen hier nicht die große Gesellschaftspolitik, die haben wir nicht zu verantworten. Aber was gut und vernünftig ist für Rösrath, müssen wir unvoreingenommen diskutieren«, sagt Bundszus, der sich vehement für die Kooperation von CDU, FDP und Grünen im Stadtrat ausgesprochen hatte. »Im Gegensatz zu Land und Bund zählt in der Kommune vor allem eines – Sachpolitik«, betont er. Für Ideologisches sei da kein Platz. Stattdessen gilt der Austausch von Ideen und Meinungen über Parteigrenzen hinweg. Dass Hans Bundszus alles Ideologische fremd ist, mag auch an seiner Lebensgeschichte liegen.

1939 in Ostpreußen geboren, musste er als Fünfjähriger zusammen mit seinen Geschwistern und seiner Mutter nach Norddeutschland fliehen. Dass die Familie diese Flucht überlebte, hatte viel mit Glück, aber vielleicht auch mit einer Eingebung zu tun. Bundszus’ Mutter hatte Plätze für das Lazarett- und Flüchtlingsschiff Gustloff, die sie aber einen Tag vor dem Auslaufen verfallen ließ. Die Gustloff wurde versenkt, 9000 von den 10000 Menschen an Bord starben in der eisigen Ostsee, die meisten davon Frauen und Kinder.

Hans Bundszus wuchs im Kreis Pinneberg auf, machte Abitur, wollte eigentlich Pilot bei der Lufthansa werden, landete aber Ende der 1950er-Jahre bei der im Mai 1955 gegründeten Bundeswehr.

Die erste Heimat hatte Hans Bundszus durch den Krieg verloren, woanders richtig heimisch zu werden war mit den Anforderungen seines Arbeitgebers nicht vereinbar. Seine Karriere als Offizier brachte ihn in die USA, für längere Zeit nach Dänemark, dann wieder ins Verteidigungsministerium nach Bonn. Er fuchste sich in die verschiedensten Projekte ein, arbeitete auch im Rahmen der NATO mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Kulturen zusammen, lernte Englisch, Dänisch und Russisch. Doch überall, wo Hans Bundszus mit seiner Familie war, hatte das private Leben etwas Vorläufiges, weil der Abschied immer schon mitgedacht werden musste. Das änderte sich erst mit seinem Ausscheiden aus der Bundes­wehr 1994. Bundszus studierte in Monterey Operations Research und machte sich als Unternehmens­berater in Sachen Betriebsorganisa­tion selbstständig. Rösrath war nun sein Lebensmittelpunkt. »Ich wollte mir hier eine Heimat schaffen«, sagt er im Rückblick. Bis heute engagiert er sich für Rösrath, und dafür, dass der Bürger vor Ort zu seinem Recht kommt. »In Gesprächen mit den Bürgern habe ich vielfach Kritik entgegennehmen müssen, aber auch kommunalpolitische Entscheidungen erklären können.« Die Ratsperiode will Hans Bundszus noch erfüllen, an ihrem Ende wäre er 81. Aber sein Motto ist ja: »Carpe diem, quam minimum credula postero. – Genieße den Tag und vertraue nicht auf den kommenden.« (Sigrun Stroncik)

Drei Fragen an Hans Bundszus

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Bundszus: Das Tolle hier ist diese bunte Mischung an Menschen, das macht das Leben so interessant.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde eine Umgehungsstraße zwischen Eisenbahn und altem Friedhof bauen, damit der Verkehr aus dem Ortskern von Rösrath herausgehalten wird.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Mein Lieblingsplatz ist meine Terrasse, von der ich in den Wald und ein Landschaftsschutzgebiet schaue – und Schloss Eulenbroich.