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Kein bisschen von gestern

40 Jahre Geschichtsverein Rösrath

Kein bisschen von gestern

Nichts los in Rösrath? Von wegen! Hier war früher ein industrieller Hotspot, qualmten die Schlote, hatte der Bergbau seine große Zeit. Und dann, in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, mauserte sich Rösrath zum »Königswinter des Bergischen Landes« mit einer lebendigen Freizeitgastronomie, die dank der Bahnlinie hochfrequentiert von gestressten Kölnern war. Diese und viele andere Informationen und Anekdoten er­fährt man, wenn man sich mit Mitgliedern des Geschichtsvereins Rösrath unterhält – der seit 40 Jah­ren Treffpunkt für geschichtlich interessierte Laien und Profis ist.

Mit dem gern genutzten Klischee »früher war alles besser« räumt Robert Wagner, Vorsitzender des Geschichtsvereins, gleich auf: »Früher war die Luft durch die vielen Industrie-Emissionen schlechter, die Flüsse waren verschmutzter und es gab in und um Rösrath nur halb so viel Wald wie heute, da für die industrielle Produktion viel Holz benötigt wurde.« Historische Fotos – unter anderem aus dem Zapp-Archiv – belegen dies. Dieses Archiv ist übrigens die Goldgrube des Vereins, rund 20000 Bilder des passionierten Fotografen und Chronisten Fritz Zapp aus Hoffnungsthal haben die Vereinsmitglieder in mühevoller Kleinarbeit gesichtet und digitalisiert. Einen Überblick über dessen Schaffen bietet der beeindruckende Band Ein hal­bes Jahrhundert im Spiegel der Kamera von Fritz Zapp 1904-1954, den der Verein 2014 veröffentlicht hat.

Neueste Publikation ist der Band Ende des Bergbaus im Bensberger Revier 1978, in dem zehn Zeitzeugen lebendig und anschaulich aus ihrem Alltag als Bergleute erzählen und einen einzigartigen Einblick in diese Epoche gewähren. Daneben gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen zu Rösrather Denkmälern, Bildbände und Stadt-Wanderführer, wie auf der neugestalteten Webseite nachzulesen ist. Außerdem werden Besichtigungen der Ausstellung zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Hoffnungsthal in Stephansheide und Führungen durch den Luftschutzbunker an der Rotdornallee angeboten.

Dass nichts so stetig wie der Wandel ist, zeigt sich auch am Verein selbst. Ursprünglich fest in Männerhand ist er in den letzten Jahren zunehmend weiblicher und jünger geworden: Mit der Archäologin Eva Cichy und Stadtsoziologin Nicole Bernstein ist der Vorstand auch für die Zukunft gut aufgestellt. »Es macht großen Spaß, sich mit der Geschichte des Orts zu beschäftigen, auch wenn man nicht aus Rösrath kommt«, so Eva Cichy, die am idyllischen Hammerweiher wohnt – dort, wo vor 20 Jahren noch die Fabriksirenen heulten. ER

Interesse an Geschichte?
Dann machen Sie einfach mit beim Geschichtsverein Rösrath

INFO.
www.gv-roesrath.de
Telefon 02205 84636

Foto: Petra Stoll-Hennen (Nutzungsrechte)