Philomena-Franz-Forum

Für ein tolerantes Miteinander

Philomena-Franz-Forum

Die Auschwitz-Überlebende Philomena Franz, die jüngst Ehrenbürgerin von Bergisch Gladbach wurde, »steht für Liebe und Versöhnung«, sagt Buth, der mit ihr eine lange Freundschaft hegt und ihre »menschliche Größe und Grandezza« bewundert. »Sie ist Sinteza, Deutsche und gläubige Christin.« Und sie tritt seit Jahren für die Verständigung zwischen Sinti, Roma, Juden und Deutschen ein. Die Ideen, die sie verkörpert, sind Antrieb und Leitbild des Vereins, der »durch Veransta­l­tungen ein tolerantes Miteinander in Europa fördern will«, so der Forums-Vorsitzende Buth. Man wolle in deutschen und europäischen Bezügen die Gegenwärtigkeit von Kultur und Geschichte vermitteln mithilfe von Kunst, Musik und Literatur. »Dabei möchten wir einen eigenen Blickwinkel auf Themen lenken, die im öffentlichen Diskurs stehen und vor allem dafür junge Menschen gewinnen«, ergänzt der Co-Vorsitzende Heiner Renneberg.

Im Fokus des Forums steht die Fortführung der Rösrather Literaturgespräche, die Kultur und Geschichte der Sinti und Roma sowie die literarische Verarbeitung des Holo­caust. Auch Projekte und Veranstaltungen, die sich ganz allgemein mit Fragen der Identität, Heimat, Herkunft, des Miteinanders und der Integration beschäftigen, sind denkbar, Auch in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen. Ideen gibt es viele, ob analoge oder digitale Formate, Kulturveranstaltungen oder Vorträge. Die erste große Bewährungsprobe für die Plattform ist am 21. Juli 2022. Zum 100. Geburtstag von Philomena Franz hat das Forum ein Programm ausgearbeitet, das unter der Franz-Maxime steht: »Wenn wir hassen, verlieren wir, wenn wir lieben, gewinnen wir.« Schwerpunkt ist eine Tagung im Schloss Eulenbroich, für die bereits CDU-Politikerin Serap Güler und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deut­scher Sinti und Roma, zugesagt haben. Wissenschaftler werden zu­dem Fragen um Sinti und Roma in Deutschland und Europa ansprechen. Es geht unter anderem um »Zigeuner« und Juden in Literatur und Geschichtswissenschaft, um Romane und Gedichte über den Holocaust in der deutschsprachigen Literatur und den NS-Völkermord an Sinti und Roma. »Mit der Tagung wollen wir aber auch zeigen, dass die Kultur der Sinti und Roma seit Jahrhunderten zu den deutschen und europäischen Nationalkulturen gehört«, erklärt Buth.

Am Abend nach der Tagung gibt die Rösrather Formation »Mixtape C90« im Bergischen Saal ein Konzert. Hier soll auch Philomena Franz im Gespräch mit Matthias Buth aus ihrem Leben erzählen. Zum Auftakt der Veranstaltung wird am 20. Juli, 18 Uhr, in Sankt Servatius mit Freunden und Verwandten von Franz und mit Rösrathern ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Zugleich soll an alle, die nicht wie sie die Vernichtungslager überlebten, erinnert werden. Das Forum würdigt das Lebenswerk der Namensgeberin. Am Ende geht es dabei auch um die Frage, »wie sich unser Selbstbild zusammensetzt aus Geschichte und Gegenwart«. (Sigrun Stroncik)