Katharina Wulzinger

Die neue Kantorin für Rösrath

Katharina Wulzinger

Die Coronavirus-Pandemie, das Auf und Ab der Infektionswellen bestimmen Wulzingers Arbeit. Ihr Einstand – eher ein tastender. Doch immerhin, es geht etwas. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste, die Proben mit der Kantorei, dem Kammerchor, dem Gospelchor und dem Kinderchor – gemeinsames Singen geht unter 2G-plus-Bedingungen, »an die sich alle höchst akribisch halten«, sagt Katharina Wulzinger. Vor allem die Kinder seien da echte Profis im dritten Jahr der Pandemie. »Das regelmäßige Singen und die Stimmbildung tut allen unglaublich gut. Und ich freue mich über diese kleinen Freuden.« Wobei sie sich noch mehr Teilnehmer wünschen würde, und auch mehr Jungs im Kinderchor. »Man kann durchaus bei­des machen, Fußball spielen und singen.«

Aufgaben also für Katharina Wulzinger, die viele Ideen für Musikprojekte und Konzerte hat, aber in dieser Phase noch nicht konkret werden kann, denn »große Planungen sind nicht möglich«. Sie will stattdessen gemeinsam Schritt für Schritt mit den Menschen der Gemeinde die weitere kirchenmusikalische Arbeit gestalten, die, wie sie findet, durch ihre Vorgängerin sehr breit aufge­stellt ist und deshalb viele Anknüpfungspunkte bietet. »Gerade das hat mich zu einem Stellenwechsel bewogen«, erklärt sie »und die Aussicht, ins Rheinland zurückkehren zu können.« Zuvor war sie sieben Jahre Bezirkskantorin in der Badischen Landeskirche in Wertheim, davor hatte sie 14 Jahre in Bonn-Kessenich an der Friedenskirche erlebt. In Bonn sind drei ihrer vier Kinder geboren. Als Katharina Wulzinger Kessenich Richtung Wertheim verließ, titelte der Bonner Generalanzeiger zum Abschied: »Eine Ära geht zu Ende«. Denn gleich bei ihrer ersten festen vollen Stelle hatte sie aus dem Nichts einen Kinder- und Jugendchor aufgebaut und Mädchen wie Jungen mit Musicalprojekten nachhaltig für das Singen begeistert. »Singen«, sagt Wulzinger, »ist wie gemein­sa­mes Atmen« und »Chorproben sind wichtige soziale Treffpunkte«, ist sie überzeugt.

Es gilt, die Freude an der Musik hochzuhalten, die sie selbst schon als kleines Kind empfunden hat, wenn sie ihre Eltern zu Chorproben begleitete. Wulzinger lernte Klavier, Blockflöte und später auch die Orgel, dieses komplexe Instrument, an dem der Künstler manchmal verzweifelt und »an dem ich durchaus mal nur acht Takte übe und übe und übe, bis auf einmal drei Stunden vergangen sind«, erklärt die studierte Kirchenmusikerin. »Der Klang der Orgel hat mich schon früh fasziniert.« Am liebsten lässt sie diesen Klang durch Werke ihrer Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach und Dietrich Buxtehude lebendig werden, aber auch im Gottesdienst, während der Liturgie, im Zusammenspiel zwischen Kantorin, versammelter Gemeinde und Pfarrer. Wenn das alles gut klappt, dann ist es gerade diese »Emotionalität der Musik, die uns noch ganz anders trifft«.

Als Kantorin steht Katharina Wulzinger im Dienst der Liturgie, aber in ihrem Beruf ist sie ebenso als Künstlerin, Musikpädagogin und Kulturmanagerin gefordert, gerade jetzt, um zu zeigen, dass es irgendwie weitergeht. Da bleibt möglicherweise wenig Zeit für ihr Hobby. Sie ist leidenschaftliche Gemüsegärtnerin. Der Garten des Pfarrhauses in Forsbach, in das sie mit ihrem Mann und ihrem jüngsten Sohn eingezogen ist, wartet. (Sigrun Stroncik)

INFO. www.evkirche-roesrath.de/index.php/musik/chormusik