Von Dauergästen und Durchreisenden

Thomas Stumpf – Naturschutzgebiet Wahner Heide

Von Dauergästen und Durchreisenden

Stumpf ist Naturschützer und da wundert es nicht, dass er zuerst von den bedrohten Vogelarten erzählt. Noch vor 30 Jahren brüteten in Rösrath- Rambrücken Feldvögel wie das Rebhuhn, der Kiebitz, die Schafstelze und die Feldlerche.

Durch die zunehmende Besiedelung und die auf Ertragsmaximierung ausgerichtete Landwirtschaft wurde der Lebensraum für Ackerund Grünlandvögel im wahrsten Sinne des Wortes immer enger. »Heute ist zwischen den einzelnen Ähren nicht einmal genug Platz, um sich als Vogel zu bewegen, geschweige denn ein Nest zu bauen«, beklagt Stumpf. Geradezu alarmierend findet er die Tatsache, dass auf über 30 Prozent der Landfläche des Rheinisch-Bergischen Kreises kein Vogel mehr brütet! Feldränder mit bunten Streifen aus Feld- und Wiesenblumen? Fehlanzeige. Acker und Grünland werden zu ökologischen Wüsten. Rebhuhn, Wachtel und Schafstelze sind im Rheinisch-Bergischen Kreis bereits ausgestorben. Dasselbe Schicksal droht nun auch Feldlerche und Kiebitz.

Zum Glück gibt es in Rösrath ein ganz besonderes Rückzugsgebiet für Vögel – die Wahner Heide. Rund 100 Vogelarten brüten hier, etwa ein Drittel davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Auch die Feldlerche hat auf einem Grünstreifen am Rand des Flughafens Exil gefunden. Ihre Verwandte, die Heidelerche, ziert sogar das Wappen des Naturschutzgebietes. Ihr Bestand konnte sich so weit erholen, dass er inzwischen als gesichert gilt. Ähnliche Erfolge gab es beim Mittelspecht, woraufhin die Wahner Heide 1990 zur »Important Bird Area« erklärt wurde. Besonders am Herzen liegt Stumpf aber das Schwarzkehlchen. Ein Drittel des stark bedrohten Bestandes brütet unbeirrt von Fluglärm und Kerosin in der Wahner Heide am Rande der Startbahn des Köln Bonner Flughafens. Es schätzt den naturbelassenen, nährstoffarmen Boden und findet zwischen den einzelnen Pflanzen und Bäumen Schutz und Raum für den Nestbau. »Der Vogel scannt die Landschaft von oben«, beschreibt Stumpf, »und sieht genau, wo er seinen optimalen Lebensraum findet. Braun und bunt kommt am besten an.«. Zu den Exoten der Wahner Heide gehört auch der Wendehals, eine seltene Spechtart, von der zuletzt drei bis fünf Brutpaare gezählt wurden. Besonders fasziniert ist Stumpf vom Schlangenadler. Der große Greifvogel ist seit Jahren in Deutschland ausgestorben und lässt sich nun als Übersommerer im Rösrather Naturschutzgebiet nieder. »Das ist das größte Kompliment für uns Naturschützer«, verrät Stumpf fast ein wenig gerührt.

Und noch eine gute Nachricht hat er für alle, die morgens gerne mit Vogelgezwitscher geweckt werden: Unseren Gartenvögeln geht es gut. Noch, folgt prompt die strenge Einschränkung des Ornithologen. Amsel, Rotkehlchen, Sperling, Buntspecht, Elster, Zaunkönig, Zeisig, Dompfaff und andere heimische Vögel – sie alle brauchen einen artgerechten Lebensraum. Das heißt Gärten mit einheimischen Gehölzen wie zum Beispiel Holunder, Sanddorn und Quitte. Stumpfs Tipp: »Ein bisschen weniger aufräumen im Garten und rund ums Haus.« So einfach kann Vogelschutz sein! (Petra Stoll-Hennen)